Der Crist de la Sang gilt als meistverehrte Figur Mallorcas. | T. Ayuga

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Die bedeutendste Osterprozession Mallorcas ist die Processó del Crist de La Sang am Gründonnerstag in Palma. Neben der Madonna von Lluc ist der Crist de la Sang die meistverehrte Heiligenfigur der Insel. Deshalb ist er das Alpha und Omega der Prozession. Zu Beginn defilieren alle Bruderschaften der Reihe nach in der Kirche des Hospital General an dieser mannshohen Figur aus Korkeichenholz und Gips vorüber, bevor sie in ihren Büßerkutten durch die Straßen der Altstadt zur Kathedrale ziehen.

Erst ganz am Schluss wird der rund 50 Kilo schwere Crist de La Sang aufgerichtet. Zu später Stunde verlässt er dann die Hospitalkirche, begleitet von der Bruderschaft „Cofraría de la Preciosíssima Sang de Nostre Senyor Jesucrist” und eskortiert von Ortspolizisten in roter Gala-Uniform.

Die Geschichte des Crist de La Sang beginnt auf Mallorca im Jahr 1456 mit der Gründung des Hospital General nebst zugehöriger Kirche. Zu dieser Zeit verbreitete sich die Heilig-Blut-Verehrung in ganz Europa. Es hieß, dass Gebete im Gedenken an die fünf Wunden Christi am Kreuz vor einem plötzlichen Ableben und einem Tod ohne Sterbesakramente schützten.

Mit der Gründung der „Bruderschaft des kostbaren Blutes unseres Herrn Jesus Christus” des Hospital General wurde dieser Kult 1552 auch auf Mallorca heimisch. Und seit 1564 verlässt der Crist de La Sang am Abend des Gründonnerstag seine Kapelle.

Bei der Prozession sammelte die Bruderschaft einst Almosen, die an Bedürftige und Kranke verteilt und zur Instandhaltung des Krankenhauses und der Kapelle de La Sang verwendet wurden. Noch im gleichen Jahrhundert schlossen sich Büßer der Zünfte dem Umzug an. Für heutige Verhältnisse mussten sie ein seltsames Bild abgegeben haben: Bis in das 18. Jahrhundert hinein geißelten sich Männer und Frauen auf dem Weg vom Hospital zur Kathedrale, während am Straßenrand Händler Konfekt und Konfitüre verkauften.

Das ist die Strecke der Osterprozession am Gründonnerstag.
Das ist die Strecke der Osterprozession am Gründonnerstag.

Bis ins 20. Jahrhundert trugen Priester die Figur. Aus Mangel an klerikalem Nachwuchs schleppen heute „Sobreposats” genannten Laien die ehrenvolle Last. Dazu sind jeweils drei Männer nötig, der eigentliche Kreuzträger und und zwei Helfer, die mit langen Stangen Kreuz und Christus stabilisieren. Die Honoratioren der Bruderschaft, die Prohoms, die in einen schwarzen Umhang mit roten Manschetten und rotem Kragen gekleidet sind, begleiten den Christus dagegen lediglich.

Zum Entsetzen vieler Mallorquiner zertrümmerte im Dezember 2002 ein geistig Verwirrter den Crist de La Sang. In langwieriger Kleinarbeit wurde er in der Restaurationswerkstatt des Bistums Mallorca wiederhergestellt. Umso größer war die Freude, als der restaurierte Christus wieder seinen angestammten Platz einnahm. Ein ehemaliger Prohom erinnert sich: „Das war, als ob ein verlorener Sohn zurückgekehrt war.”

Das müssen Sie wissen

Die Prozession des Sant Crist de la Sang findet am Gründonnerstag, dem 6. April, statt und ist die belebteste aller Prozessionen während der Karwoche. Wie bereits in den Jahren vor der Corona-Pandemie verlässt die Prozession um 19 Uhr die Kirche L'Anunciació und zieht stundenlang durch die Straßen der Stadt.

Die Route ist wie folgt: Ausgang an der Kirche l'Anunciació. Weiter geht es über die Plaça de l'Hospital, Costa de la Sang, La Rambla, c/de la Riera, Plaça Weyler, Plaça del Mercat, c/Unió, Plaça Rei Joan Carles I, Jaume III, Passeig Mallorca, c/Cerdanya, c/Bisbe Campins, Vía Roma, Costa de la Sang, Plaça de l'hospital, und Eingang zur Kirche l'Anunciació.