Jean Paul Gaultier vor einem seiner Exponate. | Patricia Lozano

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Jean Paul Gaultier ist einer der großen Modeschöpfer unserer Zeit. Dass er es überhaupt ist, verdankt der heute 71-jährige Franzose einem Film aus dem Jahr 1945 – „Falbalas” von Jacques Becker. „Der Film zeigt die Welt der Mode mit all ihren Elementen. Als ich ihn sah, sagte ich mir, dass ich genau das machen wollte. Ich war fasziniert von dem sehr theatralischen und spektakulären Aspekt der Mode. Der Film war wie eine Schule für mich, auch wenn er eigentlich eine romantische Liebesgeschichte ist. Aber er zeigt alles, von der Vorbereitung der Modenschau bis zu ihrem Ende.”

So schilderte Gaultier bei der Präsentation der Ausstellung „Cinema i moda. Per Jean Paul Gaultier” (Kino und Mode. Von Jena Paul Gaultier) in Palmas Caixa Forum seine beruflichen Anfänge. In der Schau, die von der Fundació „la Caixa” und der Cinémathèque Française organisiert wurde, zeigt er seinem eigenen Blick auf beide schöpferischen Welten.

Entsprechend soll sie nicht die Beziehung zwischen Kino und Mode widerspiegeln, sondern Gaultiers Sichtweise davon, wie Kurator Matthieu Orléan betont. Es handele sich um „eine eklektische Reise, die Kino und Mode mit großen Schöpfern und Künstlern verbindet, aus der persönlichen Sicht des Enfant terrible als Kostümbildner und als Filmliebhaber”.

Die Ausstellung ist in fünf Bereiche gegliedert: „Falbalas” richtet den Fokus auf den Film, der am Anfang von Gaultiers Laufbahn stand und sie prägte, ein zweiter Bereich untersucht die männlichen und weiblichen Archetypen auf der Leinwand, „Transgresiones” (Überschreitungen) hebt Schlüsselaspekte wie die weibliche Selbstbestimmung hervor und widmet sich den Anfängen der Androgynie in Hollywood, „Pop und Metal” beleuchtet die revolutionäre Mode der 1960er Jahre, die mit dem Beginn des Weltraumzeitalters und dem Underground zusammenfiel, und „Desfile” (Modenschau) zelebriert die Mode und ihre Darstellung im Film.

An Exponaten vereint die Ausstellung 57 bekannte Filmlooks mit Werken von Designern wie Coco Chanel, Balenciaga, Pierre Cardin und Sybilla – und natürlich Kreationen von Gaultier selbst. So bekommen die Besucher die Kleider zu Gesicht, die Sharon Stone in „Basic Instinct”, Marilyn Monroe in „Alles über Eva”, Catherine Deneuve in „8 Frauen” trug, ebenso das von Gaultier entworfene Korsett, das Madonna auf ihrer „Blond Ambition World Tour” 1990 trug (von Gaultier selbst entworfen), auch der Mantel, den Ingrid Bergman als Jeanne d’Arc trug, und die Kostüme von Antonio Banderas als Zorro und von Christopher Reeve als Superman.

Ergänzt wird die Ausstellung durch Film-Projektionen, Originalplakate und Fotografien

„Cinema i moda. Per Jean Paul Gaultier” wurde bereits in Madrid, Barcelona, Sevilla und Zaragoza gezeigt. Ausnahme: ein Kleid, das nur im CaixaForum Palma zu sehen sein wird. Es handelt sich um einen Entwurf von Yvonne Blake, den die Schauspielerin Ángela Molina 1983 in dem Film „Bearn o la sala de les nines” trug. Dass es nur auf der Insel präsentiert wird, hat einen einfachen wie plausiblen Grund: Der Film, der auf dem gleichnamigen Roman des palmesanischen Schriftstellers Llorenç Villalonga basiert, spielt auf dem Mallorca der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Überhaupt ist die Ausstellung auch eine Verbeugung Gaultiers vor dem Kino und der Mode in Spanien. Sie seien für ihn schon immer eine Inspiration gewesen, betonte der Modeschöpfer. Diese enge Beziehung gehe auf seine Kindheit zurück, als er mit seiner Familie den Sommer im Baskenland verbrachte. Er kenne einen großen Teil Spaniens, die Sitten, die Sprache, aus erster Hand und bestimmte Aspekte der traditionellen Ästhetik des Landes der sechziger Jahre seien Teil seines kreativen Universums.

Damit nennt Gaultier den Grund, warum er mit der Ausstellung in Palma dem spanischen Kino Tribut zollt, mit neuen Anspielungen auf bedeutende Persönlichkeiten wie den Regisseur Pedro Almodóvar und die Schauspieler Rossy de Palma, Sara Montiel, Antonio Banderas. Auch Modeschöpfern wie Balenciaga und Paco Rabanne und sogar der literarischen Figur Don Quijote erweist er seine Reverenz.

Bei so viel Film- und Modegeschichte lag bei der Präsentation die Frage auf der Hand, ob es einen aktuellen Film gibt, der Gaultier positiv oder negativ überrascht habe. Ohne zu zögern, nannte der Modeschöpfer „Barbie”.

„Ich war sehr enttäuscht , weil es eine Geschichte ist, die uns zum Träumen bringen kann, aber die Fantasie ist nicht sehr weit gegangen”, meinte er zu dem Film. „Er konzentriert sich sehr auf das Barbie-Klischee, anstatt eine Anti-Barbie zu zeigen, und ich finde, dass Barbie nicht festlich genug war, aber wenn das Haus selbst den Film finanziert, kann es passieren, dass die Darstellung vielleicht zu einseitig ist”, sagte er mit Blick auf das US-amerikanische Unternehmen Mattel, das die Barbie-Puppen herstellt.

Die Ausstellung im Caixa Forum an der Plaça Weyler kann bis Sonntag, 7. Januar 2024 besichtigt werden. Der Eintritt beträgt sechs Euro.