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Mit der Ernte der frühreifenden Rebsorten wie Chardonnay und Pinot Noir hat auf Mallorca die Weinlese begonnen. Die Bodega Macià Batle in Santa Maria, seit ihrem Zusammenschluss mit dem Weingut Santa Catarina in Andratx der größte Weinproduzent der Insel, wusste den Lesebeginn am Dienstag gleich mit einem kleinen Fest zu verbinden. Anlass war genügend vorhanden: Den Winzern steht ein großer Jahrgang ins Haus, die Qualität der Trauben verspricht außergewöhnlich zu werden. Die erwartete Erntemenge liegt gut im Schnitt. „Wir hatten bis März ordentlich Regen, nach Ostern fiel kaum noch ein Tropfen, die Trauben konnten wunderbar heranreifen und Süße produzieren”, sagt Macià-Batle-Direktor Ramon Servalls.

Auch die starken Niederschläge, die am vergangenen Samstag weite Teile der Insel heimsuchten, haben den Trauben nichts anhaben können. „Die Weinstöcke wurden erfrischt, die Trauben vom Staub reingewaschen, was für das Lesegut nur von Vorteil ist”, flankiert Macià-Batle-Önologe Arnau Galmés. Die Alkoholgrade im Most (nach Baumé gemessen) belaufen sich seinen Angaben zufolge beim Chardonnay auf 12'7, was bei dem zu kelternden Wein einen Alkoholgehalt von 13'3 Prozent erwarten lässt.

So machten sich die Erntehelfer auf dem Macià-Batle-Weingut Sa Torre, Gemarkung von Santa Eugènia, bei strahlend blauem Himmel an das Werk, mit Rebscheren die grünen Trauben vom Stock zu schneiden. Auf der Zunge schmeckten die Beeren saftig-süß, als Tafeltraube ist der Chardonnay jedoch aufgrund seiner kleinen, kompakten Beeren wenig zum Verzehr geeignet. „Was wir jetzt brauchen, ist trockenes, sonniges Wetter bis zum Ende der Lese”, sagte Arnau Galmés. Nach dem Chardonnay werden sukzessive die Rebsorten Muskat, Merlot und Prensall gelesen. Am Ende kommen die spätreifenden Rotweinsorten Syrah, Cabernet Sauvignon und Mantonegro an die Reihe.

Im vergangenen Jahr hatte die Lese am 26. August begonnen und sich bis zum 12. Oktober rund sieben Wochen hingezogen. Aufgrund der guten Witterung in diesem Jahr konnte der Erntebeginn um drei Tage auf den 23. August vorverlegt werden.

Begonnen hat die Weinlese nicht nur in der anerkannten Anbauregion Denominació d'Origen (DO) Binissalem. Im Inselosten, der DO Pla i Llevant, hatte das Weingut Jaume Mesquida bereits am Donnerstag vergangener Woche mit der Lese begonnen. In diesem Fall waren die Weinstöcke der frühreifenden französischen Rotweinsorte Pinot Noir (Blauburgunder) die ersten, die abgeerntet wurden. Der Regulierungsrat der DO hatte erst vor wenigen Wochen die Edelrebsorte gemeinsam mit der deutschen Weißweinsorte Riesling autorisiert bekommen.

Noch früher hatte die Weinlese auf dem Öko-Weingut Can Majoral in Algaida begonnen. „Wir haben am Dienstag vergangener Woche rund 2500 Kilo Chardonnay-Trauben geerntet. Von bester Qualität, man muss es wirklich sagen”, freut sich der Winzer Andreu Oliver. Der trockene Sommer habe die Trauben hervorragend reifen lassen. Aufgrund der Hitze und des Wassermangels fielen die Beeren kleiner aus als sonst. Dafür haben sich in den Früchten die Inhaltsstoffe konzentriert. „Wir haben mit dem Refraktrometer 13 Grad Mostzuckergehalt gemessen. Das bringt dem Wein einen Alkoholgehalt von etwa 13'2 Prozent.” Pilzkrankheiten, die meist bei hoher Luftfeuchtigkeit auftreten, hatten in diesem Sommer keine Chance, betont Andreu Oliver. Wie die anderen Winzer hofft auch er, dass das Wetter bis zum Ende der Lese mitspielt. „Bloß keine Neuauflage des Jahres 2004. Erst ließ sich alles sehr gut an, aber gegen Ende machten uns Regen und Hagel zu schaffen.”

Anders als im Flachland hat die Lese auf Mallorcas höchstgelegenem Weingut Es Mortitx (400 Meter über dem Meer) noch nicht begonnen. In den Tramuntana-Bergen wenige Kilometer vom Kloster Lluc entfernt, sind die Nächte deutlich kühler als im Flachland. Dadurch reifen die Trauben zwar langsamer, aber dafür umso nachhaltiger. Sie bilden mehr Inhaltsstoffe aus, die sich später im Glas schmecken lassen. „Wir rechnen damit, dass wir mit dem Merlot in etwa zwei Wochen beginnen”, sagte der Önologe Guillem Vanrell. Danach kommt der Malvasier an die Reihe. Bislang durften die „Experimentierweine” des neuen Weingutes nicht verkauft werden. Das gilt jedoch nicht mehr für den Jahrgang 2005. Das bedeutet, dass bald jeder den „Bergwein” probieren kann.