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TV-Duell sagt man heute, wenn zwei Spitzenkandidaten vor laufenden Kameras debattieren. Für den jüngsten Schlagabtausch zwischen dem spanischen Ministerpräsidenten José Luis Rodríguez Zapatero und seinem Herausforderer Mariano Rajoy gibt es wirklich kein besseres Wort. Aggressiv wie selten zuvor wurde hier ums (politische) Überleben gekämpft. Wobei man die Frage stellen muss, wozu die Aggressivität eigentlich gut ist. Argumente werden so jedenfalls nicht ausgetauscht. Allenfalls Barrieren aufgebaut, selbst dort, wo es keine gibt. Zur Immigration sagten die beiden mehr oder weniger dasselbe - mit anderen Worten.

Letztlich ging es wohl auch nicht um Überzeugungsarbeit, sondern nur darum, die eigenen Leute zu mobilisieren. Denn Spanien erlebt ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen. Zapatero hat zwar nach allen Umfragen die Nase leicht vorn, aber das mag man selbst im eigenen Lager nicht laut sagen. Zu groß ist die Gefahr, dass die Anhänger angesichts eines sicher geglaubten Sieges am Wahltag zu Hause bleiben. Rajoy braucht sowieso jede Stimme.

Spanien hat die Wahl. Zapatero oder Rajoy. Für die Menschen im Lande sind die schwächelnde Wirtschaft, der Terrorismus und die Immigration die beherrschenden Themen. (Umwelt? Fehlanzeige) Für die Mallorquiner geht es aber nicht nur darum, wer die besseren Lösungen für Spanien anbietet. Es geht auch ums Kalkül. Die Erfahrung hat gezeigt, dass es für die Insel besser ist, wenn in Madrid und Palma Politiker derselben Couleur regieren. Schlimmer noch: dass es verheerend sein kann, wenn dies nicht der Fall ist. Steuergelder werden nach Gusto ausgeschüttet, Regionen, die ,,falsch" gewählt haben, per Haushaltsentwurf abgestraft.

Unter diesem unseligen Vorzeichen muss der Lokalpatriot - unabhängig von persönlichen Präferenzen - eigentlich hoffen, dass Zapatero gewinnt. Mit der Sanierung der Playa de Palma und dem Ausbau der Bahnen warten Milliarden-Projekte auf ihre Verwirklichung. Von Parteifreund zu Parteifeund fließt das Geld schneller. Das ist schäbig. Aber das ist Politik.