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Mallorca – Enttäuschte Gesichter gab es am vergangenen Wahlsonntag auf Mallorca kaum. Sowohl die konservative PP als auch die sozialistische PSOE werteten den Ausgang der Wahl als Erfolg. Während die PP auf den Balearen mit knapp 44 Prozent der Stimmen die erfolgreichste Partei war, musste sich die PSOE von Ministerpräsident Francesc Antich mit etwas mehr als 38 Prozent zufrieden geben. Ihr Hauptziel konnten jedoch die beiden großen Parteien erreichen: Ihre jeweiligen Spitzenkandidaten schafften den Einzug ins EU-Parlament. Sowohl die balearische PP-Vorsitzende Rosa Estaràs als auch die Sozialistin Teresa Riera gewannen ihr Mandat.

Die Konservativen feierten vor allem die Tatsache, dass sie ihren traditionellen Status als stärkste Partei auf Mallorca und den Balearen verteidigen konnten. Dass sie fast 5000 Stimmen weniger bekamen als noch vor fünf Jahren, fiel dabei weniger ins Gewicht. "Hätten wir dieses Ergebnis auch bei den vergangenen Regionalwahlen geschafft, würden wir heute auf den Balearen regieren", sagte Estaràs.

Auch die Sozialisten verloren an Zustimmung (minus 2328 Stimmen), jedoch weniger stark als die PP. Der Rückstand fiel also geringer aus als bei der letzten Europa-Wahl im Jahr 2004. Damals lag das prozentuale Verhältnis noch bei 47 zu 39. "Wir sind auf Augenhöhe mit der PP", sagte Antich nach Bekanntwerden des Wahlergebnisses am Sontagabend.

Einigkeit herrschte in der Analyse beim Thema Wahlbeteiligung. Alle Parteien bedauerten, dass erneut zwei Drittel der stimmberechtigten Bürger den Urnen fern geblieben waren. Nur 258.208 der 728.000 ins Wahlregister eingetragenen Bürger gaben ihre Stimme ab (36 Prozent). Damit wurde der Wert von vor fünf Jahren noch unterboten (damals lag die Beteiligung bei knapp 38 Prozent). Auch 15.000 EU-Ausländer waren auf den Balearen wahlberechtigt. Damit hatten sich gerade einmal zehn Prozent der mehr als 100.000 EU-Ausländer ins Wahlregister eintragenlassen. Bei den Versuchen, die Motive der wachsenden Nichtwählerschaft zu erklären, waren sich die Politiker darin einig, dass das gute Wetter viele vom Urnengang abgehalten habe.

Keine große Rolle spielten bei der Wahl auf den Balearen die übrigen Parteien. Drittstärkste Kraft wurde mit knapp vier Prozent der Stimmen die regionalistische Uniò Mallorquina. Neben Riera und Estaràs schaffte es wie erwartet kein anderer der Balearen-Kandidaten ins EU-Parlament.

Nachwirkungen dürfte die Wahl in der balearischen konservativen PP haben. Denn mit Rosa Estarás geht nun die Regionalvorsitzende der Partei nach Brüssel. Sie ist zwar entschlossen, die künftige Richtung auch aus der Ferne vorgeben zu können, ihre Gegner aber - allen voran Calviàs Bürgermeister Carlos Delgado - bringen sich schon in Position und melden Zweifel an der Vereinbarkeit der beiden Posten an. Wer sich am Ende durchsetzen wird, ist unklar. Die Entscheidung hat auch Einfluss auf die im Jahr 2011 anstehende Regionalwahl. Dann soll eigentlich Estaràs als Spitzenkandidatin auf den Balearen für die PP ins Rennen gehen. Sicher ist, dass sie ihren Sitz im Balearen-Parlament abgeben muss. Damit verliert die PP-Fraktion ihre Führungsperson. Der Bürgermeister von Manacor, Antoni Pastor, könnte ihr Nachfolger werden.