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Angesichts von mehr als 21 Millionen Passagieren, die im vergangenen Jahr auf dem Flughafen in Palma abgefertigt wurden, nimmt sich die Zahl der Fluggäste, die per Privatjet anreisten, geradezu lächerlich gering aus: 5628. Dennoch (oder gerade deswegen) vermutet manch einer enormes Potenzial in dem Geschäft mit den wohlhabenden Reisenden, die bereit sind, viel Geld für den Luxus über den Wolken zu bezahlen.

So plant Flughafenbetreiber Aena eine erhebliche Investition, die den privaten Flugverkehr auf Mallorca erleichtern soll, wie eine Sprecherin des Staatsunternehmens bestätigt. Für 5'5 Millionen Euro wird auf dem Gelände des Flughafens Son Sant Joan ein 4000 Quadratmeter großer Hangar entstehen, in dem einst Kleinflugzeuge abgestellt werden können.

Auch der britische Unternehmer Clive Jackson sieht Geschäftsmöglichkeiten im Privatflugsektor. „Reisen in Privatjets zu erschwinglichen Preisen”, lautet seine Idee. Jackson plant die Einrichtung eines Internetportals, mit dessen Hilfe sich Interessierte zusammenschließen können, um gemeinsam ein Privatflugzeug zu mieten und die Kosten zu teilen. Schon für 895 Euro könne man so einen der exklusiven Sitzplätze buchen, so Jackson.

Das ist zwar immer noch erheblich teurer als ein Platz im Linienflug, jedoch schon deutlich günstiger als die 10.000 Euro, die es kosten dürfte, einen kleinen Flieger mit Platz für sechs Passagiere von Deutschland nach Mallorca zu mieten. Ziel ist es laut Jackson, „luxuriöse Reisen in die Reichweite von mehr Menschen zu bringen”.

Ob diese Idee erfolgreich sein wird, bleibt abzuwarten. „Schon möglich, dass so neue Kundengruppen erschlossen werden können”, sagt Udo Maeyer vom auf Privatfliegerei spezialisierten Luftfahrtunternehmen Silver Cloud Air. Laut Maeyer ist Mallorca eines der europaweit gefragtesten Ziele von Reisenden in Privatjets, vergleichbar mit Cannes, Nizza, Málaga und Sardinien. „Unser Geschäft ist die Flexibilität”, sagt Maeyer. Jederzeit überallhin fliegen zu können, das ist der Anspruch der wohlhabenden Kunden. Im Privatjet nach Mallorca kämen in erster Linie gut betuchte Besitzer entsprechend exklusiver Anwesen auf der Insel. Angesichts eines eigenen Terminals für diese Passagiere sei am Flughafen in Palma lediglich das im Sommer hohe Flugverkehrsaufkommen problematisch.

Auch Lisa Ferrari vom Charterunternehmen Air Partner unterstreicht die Bedeutung Mallorcas als Zielort von Privatjets. „Vor allem von Deutschland aus ist die Insel ein gefragtes Ziel”, sagt sie. „Und das, obwohl das Angebot an Linienflügen ja wahrlich nicht gering ist.” Auch sie vermutet, dass in erster Linie wohlhabende Leute mit Zweitwohnsitz auf Mallorca den Komfort, die Flexibilität und den Luxus im Privatflieger zu schätzen wissen.

Die Krise jedenfalls, die auch den Privatflugsektor betroffen hat, scheint allmählich wieder abzuflauen. „Das Geschäft zieht wieder an”, so Ferrari. Diesen Eindruck bestätigt auch Flughafenbetreiber Aena. In den ersten sieben Monaten des Jahres zählte man am Flughafen bereits 4400 Passagiere, die im Privatjet gekommen waren. Die 5628 Reisenden des Jahres 2009 dürften deutlich übertroffen werden.