TW
0

Ungeachtet des Türkei-Booms bei Urlaubsreisen in diesem Sommer setzt der Reisekonzern Thomas Cook, zu dem auch Neckermann gehört, weiter auf Mallorca. "Jedes Jahr reisen mit unseren Veranstaltern mehr als eine Million Deutsche nach Mallorca. Es ist mit Abstand das wichtigste Zielgebiet nicht nur am Mittelmeer, sondern weltweit", sagte der Vorstandsvorsitzende der Thomas Cook AG, Peter Fankhauser, zu Wochenbeginn bei der Programmpräsentation 2011 im Hilton Hotel Sa Torre bei Llucmajor. Die deutsche Tochtergesellschaft des in London notierten Tourismuskonzerns war mit 100 geladenen Reisejournalisten nach Mallorca gekommen, um hier die Sommerkataloge für die nächste Saison vorzustellen. Mitbewerber TUI präsentiert sein Programm Anfang November in Istanbul.

Michael Tenzer, Geschäftsführer Touristik bei Thomas Cook, macht für 2011 "einen Trend zurück nach Mallorca" aus. Der Grund dafür seien Preissenkungen und ein Ausbau des All-inclusive-Angebots um zehn Prozent. "Da sind wir 2011 erheblich besser aufgestellt und werden Mallorca zu einer Renaissance führen", sagte Tenzer.

Thomas Cook senkt die Preise für den MallorcaSommer 2011 im Schnitt um 2'5 Prozent. Möglich sei dies durch Preisnachlässe bei den Hoteliers sowie durch günstigere Bedingungen, auf die sich der Konzern mit den Fluggesellschaften einigen konnte. Ein weiterer Grund sei der Ausbau von Preisrabatten für Frühbucher und Familien.

Mallorca ist im weltweiten Geschäft der Thomas Cook AG das Zielgebiet, in dem im kommenden Jahr die Preise mit minus 2'5 Prozent am stärksten sinken. Abgesehen von Mallorca geben die Preise für Pauschalreisen lediglich in Griechenland, Kroatien und Kuba nach, um jeweils ein Prozent. In allen anderen Destination bleiben die Preise stabil (etwa für Reisen in Deutschland und nach Ibiza) oder verteuern sich sogar. Das gilt unter anderem für Menorca (plus ein Prozent) sowie für die Kanaren und das spanische Festland (um jeweils plus zwei Prozent).

Ohne die Einführung der neuen Luftverkehrsabgabe durch die Bundesregierung zum 1. Januar 2011 wäre die Preissenkung für Mallorca-Reisen noch deutlicher ausgefallen: mit bis zu vier Prozent im Schnitt. Thomas Cook hatte bereits im Vorfeld mit Kritik an den Plänen nicht gespart.

Die für Mallorca erzielte Preisreduktion von 2'5 Prozent sei "ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung", sagte Peter Fankhauser am Rande der Veranstaltung vor spanischen Inselmedien. "Die Hoteliers haben sich zu Herzen genommen, was in der Türkei abgegangen ist. Das war dort ein Boom." Die Inselhoteliers hätten die Angebote der Mitbewerber am Mittelmeer verglichen und darauf mit "Preisdisziplin" reagiert.

Die Tatsache, das Thomas Cook seine Präsentation auf Mallorca veranstalte, sei ein Zeichen dafür, dass der Konzern "diese Destination so richtig nach vorne" bringen wolle, sagte Fankhauser. "Wir haben ein Interesse daran, dass Mallorca funktioniert. Davon profitieren dann auch alle anderen Destinationen in Spanien", ergänzte Michael Tenzer.

Dass die Preissenkung zu einer Stärkung des Billigtourismus führen könnte, diese Gefahr sah Peter Fankhauser als nicht gegeben an. "Wegen minus 2'5 Prozent ändert sich die Gästestruktur nicht. Aber es kommen hoffentlich mehr Gäste." Der Konzern will den All-inclusive-Bereich weiter ausbauen. Er soll 2011 um ein Zehntel zulegen. Von den 250 Hotels, die der Thomas Cook mit Gästen füllt, bieten 30 Prozent All-inclusive-Verpflegung an. Zum Vergleich: In der Türkei sind es 95 Prozent.

Doch eine solche Monostruktur findet Michael Tenzer noch nicht einmal für die Türkei "uneingeschränkt gut". Der Konzern rate den Hotels auf Mallorca seit gut einem Jahr, mit den Restaurants vor Ort zusammenzuarbeiten. "Doch heute ist es so, dass der eine Hotelier und der andere Gastronom sich den Gast nicht gönnen." Der diesjährige Sommer war für Thomas Cook erfolgreich. Mallorca habe sich nach Fankhausers Worten "gut erholt" und liege sogar im Plus. Auch global gesehen stehe der Konzern gut da, bei einem Buchungsplus von vier Prozent.

Thomas Cook sei Marktführer auf Mallorca (mit einem Anteil von 27 Prozent) und - seit der Übernahme von Öger Tours - auch in der Türkei. Der Wirtschaftsaufschwung in Deutschland gebe Anlass zu Optimismus.

Gäste nach Mallorca locken will der Reiseveranstalter auch mit dem Musical "Daddy Cool", das im im Sommer 2011 startet. Bei dem von Frank Farian inszenierten Spektakel erklingen die Hits der Gruppe "Boney M".

Mallorca habe aber nach wie vor seine Hausaufgaben zu machen, müsste in Hotelrenovierungen und die Infrastruktur investieren, sagt Fankhauser. Wann werde die Türkei Mallorca übertreffen?, fragte ein spanischer Journalist. "Fankhausers Antwort: "Wenn Mallorca sich Mühe gibt, hoffentlich nie!"