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Die Nachricht, dass Königstochter Cristina nun wie bereits zuvor ihr Mann Iñaki Urdangarin vor dem Ermittlungsrichter erscheinen muss, schlug am Mittwoch ein wie eine Bombe. Zwar hatte es bereits seit Monaten Hinweise auf eine mögliche Verstrickung in den Korruptionsskandal um die Stiftung Nóos gegeben, dass Richter José Castro tatsächlich die Infantin als Beschuldigte vorladen würde, kam dann aber doch überraschend.

Die jüngere der beiden Töchter des spanischen Königspaares wird sich also am 27. April, einem Samstag, um kurz vor 10 Uhr morgens zum Gerichtsgebäude in Palma bringen lassen. Ihr Mann ließ sich bei seinen bislang zwei Vernehmungen am Hintereingang absetzen, die letzten Meter legte er jeweils zu Fuß zurück. Hunderte Demonstranten und Dutzende Journalisten machten den Gang ins Gerichtsgebäude zu einem Spießrutenlauf. Ähnliches dürfte nun auch Cristina blühen.

Für das spanische Königshaus ist die Vorladung der Infantin der Tiefpunkt eines bereits mehrere Jahre währenden Abstiegs. Die Unantastbarkeit von Juan Carlos und Co. scheint passé. Denn Negativschlagzeilen gab es zuletzt reichlich. Im vergangenen Jahr etwa musste sich König Juan Carlos öffentlich für sein Verhalten entschuldigen, als bekannt wurde, dass er mitten in der schwersten Wirtschaftskrise seines Landes zur Elefantenjagd nach Botswana gereist war. Bekannt wurde der Vergnügungstrip nur, weil er sich bei einem Sturz die Hüfte brach und nach der Rückkehr operieren lassen musste.

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Auch der offenbar generell schlechte Gesundheitszustand von König Juan Carlos, der sich innerhalb weniger Monate noch weiteren Operationen unterzog, weckte Zweifel an der Zukunft seiner Regentschaft. Eine mögliche Abdankung des Königs ist neuerdings Gegenstand öffentlicher Debatten.

Nicht zuletzt die obskure Rolle der Adligen Corinna zu Sayn-Wittgenstein, die offenbar regelmäßig zum Gefolge des Königs gehörte, als seine "persönliche Freundin" gilt und ebenfalls in den Ermittlungen zum Korruptionsskandal Nóos auftaucht, hat zum Imageverlust beigetragen.

Angesichts dieser Entwicklung nimmt die Kritik grundsätzlicher Art am spanischen Königshaus massiv zu. So wird auf Mallorca immer häufiger hinterfragt, ob die jährlich rund 1,7 Millionen Euro für den Unterhalt der Sommerresidenz Marivent in Calamajor weiterhin vom Steuerzahler getragen werden sollen, während die Balearen-Regierung an allen Ecken und Enden sparen muss.

Ohnehin stehen dem spanischen Königshaus im laufenden Jahr laut eigenen Angaben 7,9 Millionen Euro aus Steuermitteln zur Verfügung. Bislang war es unstrittig, dass die traditionellen Sommerferien der Königsfamilie auf der Insel eine unschätzbare Werbung für Mallorca bedeuten.