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Ein typischer Sonntag an der Promenade von Palmas Küstenabschnitt El Molinar. Der Weg direkt am Wasser füllt sich mit Joggern, Familien, Hunden. Auch die Cafés und Restaurants sind gut besucht. Die meisten Menschen sind in Sonntagslaune und möchten entspannen.

Der Künstler und Fotograf Abraham Calero hat etwas geschaffen, was dieser Entspannung ordentlich den Garaus macht. Er möchte, dass die Menschen nachdenken, aufgerüttelt werden. Verlässt man die betonierte Uferpromenade und betritt den Strand, versteht man, worum es ihm geht. Dort liegen sie.

Tote Menschen, einige zugedeckt mit einem Tuch, ein kleiner Junge mit dem Gesicht im Sand. Ein leeres Holzboot, dessen Insassen im Mittelmeer ertrunken sind. Etwas „aufatmen” kann man, denn die Menschen hier sind nicht „echt”. Und doch sind sie es. Gleichgültigkeit (Indiferencia) hat der aus Madrid stammende Künstler sein Werk genannt. Der Meereswissenschaftler, Spezialist für Umweltschutz und Fotograf lässt all diese Bereiche in seine Werke einfließen, vielschichtig wie seine Kunst.

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Abraham Calero hat den beliebten Strandabschnitt mit Bildern der Paste-up-Technik transformiert, ein Begriff der Streetart-Kultur. Darunter versteht man ein mit Kleister oder Leim aufgezogenes Plakat. Größere Bilder werden per Siebdruck hergestellt. Calero verwendet Originalbilder von Menschen, die beim Fluchtversuch auf dem Meer starben. Auch der kleine kurdische Junge Aylan Kurdi, dessen Bild auf sozialen Netzwerken für Bestürzung und Entsetzen sorgte, liegt dort.

Das Gesicht im Sand. Neben ihm die Reste eines Lagerfeuers. Mit der Asche hat jemand „Esto pasa, no debería” (So etwas geschieht und sollte es nicht) auf den Felsen geschrieben. Calero überlässt seine Kunst Wind, Wetter und Gezeiten.

2019 starben, laut Internationaler Organisation für Migration, 1291 Menschen bei der Überquerung des Mittelmeers. Spanien ist eines der Zielländer vieler Menschen aus Afrika.