Der Sprecher des Ausschusses für Infektionskrankheiten der Balearischen Inseln, Javier Arranz. | ultimahora.es / Daniel Espinosa

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Der Sprecher des Ausschusses für Infektionskrankheiten auf Mallorca und den Nachbarinseln, Javier Arranz, hat in einem Interview mit der spanischen MM-Schwesterzeitung Ultima Hora Fehlentscheidung seitens der Administrationen im Kampf gegen das Coronavirus eingeräumt. "Eines der wichtigsten Dinge, die wir nicht erreichen konnten, und wir müssen selbstkritisch sein, war es, die Einreise von Menschen, die aus Ländern und Gebieten kamen, in denen das Virus übertragen wurde, auf die Inseln zu beschränken", sagte Arranz in dem am Sonntag veröffentlichten Gespräch.

Bei dem Problem der Einreisen nach Mallorca wären nach Ansich des Experten statt einem "Verbot", das es nicht gab, eine "Kontrolle und bessere Überwachung" wirksamer gewesen. "Hätten wir die Einreise von Menschen aus Katalonien, Aragonien und anderen Regionen besser kontrolliert, hätten wir eine so intensive Welle wie die jetzige vermieden."

Damals sei diese Entscheidung von den Politikern auf spanienweiter Ebene nicht umgesetzt worden. Dahinter habe auch der Wunsch der Menschen gesteckt, "wieder in der Normalität zu leben, nicht in der Neuen Normalität, sondern in der absoluten Normalität - der alten Normalität."

Arranz machte deutlich, dass der Tourismus aus Deutschland, England und den übrigen Quellmärkten nicht verantwortlich war für das Ansteigen der Fallzahlen. "Viele Leute denken, dass wir wegen des Tourismus dort stehen, wo wir heute stehen, aber ich habe keinerlei Daten, die dies belegen. Es hat nicht einen einzigen Ausbruch gegeben, der durch einen internationalen Touristen verursacht wurde."

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Nach seinen Worten sind für den Anstieg vielmehr etwa Studierende verantwortlich zu machen, die aus Madrid oder Barcelona auf die Inseln kamen. Auch Rückkehrer aus südamerikanischen Staaten haben nach seinem Worten "eine beträchtliche Menge des Virus in ein Gebiet wieder eingeschleppt", das unter Kontrolle gewesen war und das eine geringe Übertragungsrate hatte. "Ich vermisse die Kontrollen auf den Flughäfen", sagt Arranz im Rückblick.

Gleichwohl räumt der Arzt ein, dass die Behörden seinerzeit gar nicht die Kapazität besaßen, Kontrollen in diesem gewünschten Umfang durchzuführen. "Um PCR-Tests vorzunehmen, muss man in der Lage sein, schnell Ergebnisse zu liefern, und es handelt sich nicht um einen Schnelltest. Wir können nicht 24 Stunden lang eine Person in einem Flughafenzelt zurückhalten."

Seitens der medizinischen und wissenschaftlichen Berater seien damals eine Quarantäne für diejenigen Menschen vorgeschlagen worden, die aus Risikogebieten kamen, sowohl aus spanischen Regionen als auch aus anderen Ländern, sowie Maßnahmen zur Selbstisolierung und für eine bessere Überwachung. Die Zentralregierung habe seinerzeit jedoch kein grünes Licht für Aktionen dieser Art gegeben, insbesondere nicht für Mobilität und Flüge innerhalb von Spanien. Mit den Kenntnisssen von heute bedauert Arranz diese Entscheidung. "Es wäre eine gute Maßnahme für die Gemeinschaft gewesen, durchführbar, korrekt und nachvollziehbar."

Hätten also Touristen und Einreisende unter Quarantäne gestellt werden sollen? "Aus bestimmten Herkunftsgebieten, ja!", sagt Arranz. Hier würde der Schlüssel liegen: "Waren wir als Gesellschaft in der Lage, solche Einschränkungen zu machen? Es ist schwer zu wissen, was zu jenem Zeitpunkt richtig war. Aus heutiger Sicht glaube ich, dass wir gut damit gefahren wären."

Ungeachtet der derzeitigen Entwicklung gibt sich der Arzt und Wissenshcfatler optimistisch. "Ich denke, wir können bis Ende des Jahres einen Impfstoff mit einer gewissen Wirksamkeit haben, noch keine großartige Wirksamkeit, aber eine, die uns eine gewisse Verteidigung für die anfälligeren Bevölkerungsanteile ermöglicht. Wenn wir ältere Menschen sicher mit einer verträglichen Wirksamkeit impfen können, wäre dies ein empfehlenswerter Impfstoff."