"La Balear" ist eine Traditions-Llaüt. Der 14 Meter lange Segler wird gerne als Anschauungsobjekt genommen. | Emili Colom

TW
9

Fünf Männer, ein Boot und ganz viel Begeisterung für das Meer. Eine Handvoll geschichtsbegeisterter Mallorquiner möchte „Sa Roqueta”, wie Insulaner liebevoll ihr Eiland nennen, wie vor 100 Jahren in einem Traditionssegelbot kennenlernen.

Tourismus im Allgemeinen und Segeltourismus im Speziellen war vor einem Jahrhundert ein Fremdwort. Man fuhr ausschließlich zum Fischen raus und das bedeutete Arbeit. Sich Höhlen oder Burgen nur zum Spaß auf der eigenen Insel anschauen? Damals undenkbar.

Ein Grüppchen Pioniere wagte den Schritt in Richtung „Segeln nur zum Vergnügen” und umrundete 1899 Mallorca. Sie taten genau das, was heute weitverbreitet als Tourismus bekannt ist.

Es waren neun junge Leute aus Santanyí, die damals lossegelten und heute berühmte Orte wie die Drach-Höhlen oder die Burg von Capdepera besuchten. Der ein oder andere Mallorquiner wird damals sicherlich verwundert den Kopf geschüttelt haben.

120 Jahre später möchten fünf „Seebären” noch einmal diese Pionierluft schnuppern. Dazu steht ihnen die fast 100 Jahre alte, originalgetreue Fischer-Llaüt „La Balear” zur Verfügung.

Das „Logbuch” beziehungsweise die Tagebucheintragungen der Männer von damals dienen ihnen zur Orientierung. Der Historiker und Forscher Sebastià Adrover hat sich intensiv in seinem Buch „Diari de l’expedició santanyinera al volant de Mallorca, 1899” mit der Reise auseinandergesetzt und wertvolle Informationen aus den Aufzeichnungen der Männer verwertet.

Ähnliche Nachrichten

Die fünf Männer besteigen nun 120 Jahre nach der ersten Touristentour die Llaüt „La Balear”. Das ursprüngliche Schiffchen wurde vollständig restauriert und gilt wegen seinem unveränderten Aussehen als Kulturgut. Lediglich ein Motor wurde nachträglich eingebaut. Der Inselrat ist der Besitzer des fast 14 Meter langen Seglers.

Das Boot wurde bis 1995 als Fischerboot eingesetzt. Danach hat es sich im Hafen von Portocolom „zur Ruhe gesetzt” und dient sporadisch als historisches Ausflugsboot.

Damals gab es keine Tupper- oder Coladosen. Damit die Umrundung der Insel so authentisch wie möglich wird, werden die fünf sich kulinarisch wie früher ernähren. Gut, dass sie einen Spezialisten für „archäologische Küche” direkt mit an Bord haben. Tomeu Arbona wird sich an die Aufzeichnungen der Santanyiner von damals halten. Cocas und Empanadas waren schon zu deren Zeit Teil des Speiseplans.

Ohne technische Raffinessen oder komplexe Navigationssysteme war man auf das reibungslose Miteinander in der Gruppe angewiesen. Freundschaft und Kameradschaft waren unabdingbar, damit es keinen „Mord und Totschlag” gab. „Das möchten wir auch heute wiederholen”, sagt einer der Teilnehmer.

Diese besondere Erfahrung können auch „Nicht-Segler” machen. Die Balear kann gemietet oder besichtigt werden. Bis zu neun Menschen haben auf dem kleinen Segler Platz.

Informationen findet man auf der Homepage des Inselrats.