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Die Früchte des Erdbeerbaumes eignen sich gut zur Herstellung von Marmelade, die dank des an Ballaststoffen und Vitamin C reichen Fruchtfleisches säuerlich und eher dickflüssig wird, auch ohne dass man Geliermittel hinzugibt. Zu beachten ist vor allem, dass die Schale der Früchte harte Spitzen hat, die sich in der Marmelade nicht gut machen. Deshalb sollte man die Früchte, nachdem man sie mit dem Saft einer Zitrone unter ständigem Rühren etwa zehn Minuten zerkocht hat, gründlich durch ein möglichst feines Sieb drücken. Anschließend die Masse noch einmal erhitzen, nach Geschmack Zucker und einen Schuss Brandy hinzufügen und in Gläser abfüllen. Da die reifen Früchte sehr empfindlich sind, sollte man zum Sammeln einen geeigneten Behälter mitnehmen.

Viele essbare Wildfrüchte gibt es nicht auf Mallorca. Hier und dort wächst ein Maulbeerbaum, hin und wieder trifft man auf ein paar Brombeersträucher – das war es dann aber auch schon fast. Wer jedoch in diesen Tagen in Mallorcas Bergen unterwegs ist, der findet sich unter Umständen unversehens inmitten eines Waldes voller Bäume wieder, die über und über mit gelben, orangefarbenen und roten Früchten behangen sind. Es handelt sich um den Erdbeerbaum (Arbutus unedo). Eine der Gegenden, in denen besonders viele Exemplare stehen, ist die Serra de Na Burguesa, die Bergkette am Stadtrand von Palma, die sich von Establiments im Norden bis nach Bendinat im Süden erstreckt.

Die Früchte sind essbar, haben eine sehr mehlige Konsistenz und sind weder sehr süß noch sehr aromatisch. Am besten schmecken sie, wenn sie dunkelrot sind – dann nämlich sind sie reif. Charakteristisch ist ihre mit harten Spitzen übersäte Haut, die vom Aussehen her ein wenig an Erdbeeren erinnert – daher der Name. Im Fruchtfleisch sitzen zahlreiche Samen. Offenbar interessieren sich weder Vögel noch Insekten besonders für die Früchte, so dass diese in der Regel einfach zu Boden fallen, wenn sie reif sind. Auf diese Weise versamen sich die Bäume, die zur Familie der Heidekrautgewächse gehören, ungehindert.

Bären dagegen haben eine Schwäche für die Früchte des Erdbeerbaumes. Zumindest, wenn man der Überlieferung glaubt, die sich im Stadtwappen Madrids niedergeschlagen hat. Dieses zeigt seit dem 13. Jahrhundert nämlich einen Bären, der sich an einem Erdbeerbaum aufgerichtet hat, um dessen rote Früchte zu probieren. Dieselbe Szene zeigt eine der berühmtesten Statuen der Stadt, die seit 1967 auf dem zentralen Platz Puerta del Sol steht. Also gilt der Madroño, wie der Erdbeerbaum auf Spanisch heißt, vor allem als Symbol der spanischen Hauptstadt (der katalanische Name ist Arbocera). Heimisch ist er allerdings im gesamten Mittelmeerraum und auch an der portugiesischen Atlantikküste. Selbst in Irland kann man ihn an einigen Stellen finden.

Der lateinische Name des Baumes bedeutet soviel wie „ich esse nur eine davon“, was wiederum der Tatsache geschuldet sein soll, dass die Früchte zu gären beginnen, wenn sie sehr reif sind, und mithin betrunken machen. So ist es zumindest im Nachschlagewerk Herbari Virtual der Balearen-Universität nachzulesen. Dort steht auch, dass eine Besonderheit des Erdbeerbaumes ist, dass seine Früchte fast ein Jahr zum Wachsen und Reifen benötigen. Von Oktober bis Dezember kann man daher sowohl die Früchte, als auch die weißen, etwas an Maiglöckchen erinnernden Blüten an den Ästen sehen.

Antoni Bonner schreibt in seinem Buch über die Inselflora „Plantes de les Balears“, dass der Erdbeerbaum vorzugsweise in schattigen und feuchten Gegenden wächst. Tatsächlich findet man ihn häufig in Schluchten und an Berghängen, die nach Norden gehen. Allerdings gibt es die Bäume auch in großer Zahl auf dem Puig des Revells, der zum Na-Burguesa-Bergzug gehört.

Verwendung finden die Früchte des Erdbeerbaumes traditionell in Portugal, wo sie zu Schnaps verarbeitet werden, dem sogenannten Medronho. In manchen Mittelmeer-Regionen produzieren Imker Erdbeerbaum-Honig. Auf Mallorca allerdings hat die Frucht kaum eine kulinarische Tradition – was den Vorteil hat, dass man nun in den Bergen reichlich Früchte ernten kann.