Von der Playa de Muro kommend, erheben sich links und rechts der Straße die übermanngroßen Schilfpflanzen des Naturreservats Albufera wie ein Spalier, das fast schon symbolisch wie ein Eintritt in den Gemüsegarten des Inselnordens wirkt. Während andernorts die Bürgersteige hochgeklappt werden, lebt und blüht Sa Pobla sonntags regelrecht auf und präsentiert ein spezielles mallorquinisches „Hygge” (Das Modewort aus Dänemark steht für traditionelle, herzliche Atmosphäre und lässt sich im Deutschen am ehensten mit „Gemütlichkeit” übersetzen – Anmerkung der Redaktion). Rund um die Plaça Major finden sich in den Bars und Cafés bereits ab dem Morgen und frühen Mittag regelmäßig die „Poblensers” ein, um über die Fußballergebnisse des Vorabends oder die neuesten Beschlüsse der Inselregierung zu debattieren. Irgendwie scheint jeder jeden zu kennen und man setzt sich, wo gerade frei ist. Einen Platz im Außenbereich dieser Lokalitäten zu erhaschen, gleicht einem Glücksspiel. Als Fremder fühlt man sich in diesem lautstarken Stimmengewirr, aber letztlich doch sehr angenehmen Idyll, fast schon deplatziert.
Auf der Plaça Major sucht man vergeblich Stände, die Strandlaken, kitschige Muscheldekorationen, minderwertige Textilien, gefälschte Lederwaren oder mit Luft gefüllte schwimmende Krokodile feilbieten. Hier gibt es keine Produkte aus China, Vietnam oder Kambodscha, sondern Produkte aus Sa Pobla, Muro oder Sóller: Paprika, Auberginen, Tomaten oder Zucchini, aber insbesondere Kartoffeln, die im XXL-Format daliegen, es aber andernorts aufgrund der sub-optimalen Optik nicht in die Supermärkte schaffen würden, zeugen von einer unschlagbaren Lokalität. Kürzere Wege gibt es nicht. Zudem stillen Kräuter, Oliven, Gewürze, Käse, Wurst, Fisch, Pflanzen, gegrillte Hähnchen, aber auch lebende Tiere die Bedürfnisse der Käufer.
Die auf der Plaça Major stehenden Platanen, dazu festlich geschmückte Girlanden, spenden auf dem Marktplatz zudem Schatten für die Händler und Käufer, die sich vornehmlich aus den Ortsbewohnern zusammensetzen. Auch alle weiteren Gewerbetreibenden wie die einladenden Klamotten-Boutiquen, die Ferretería oder die anderen Geschäfte haben verkaufsoffen. Auf der Plaça del Mercat finden sich dann doch noch einige Händler ein, die Textilien, Gürtel und Lederwaren im Angebot haben.
Hat man diesen Markt-Rundgang mit einer kulinarischen Stärkung beendet, lohnt in Sa Pobla, das als Endstation einer Schmalspurbahn hervorragend an das Schienennetz nach Palma angeschlossen ist, noch ein Abstecher zu der aus dem 17. Jahrhundert stammenden und völlige Ruhe bietenden Pfarrkirche Parròquia de Sant Antoni, die von der Plaça Major nur fünf Gehminuten entfernt liegt.
Nach diesen fünf Minuten per Pedes scheint man in einer ebenso entfernten Welt angekommen zu sein, wie nach den neun Kilometern Autofahrt.
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