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Wer schon einmal im Tramuntana-Gebirge auf Mallorca unterwegs war, der kommt nicht drumherum, eine Stippvisite in Deià einzulegen. Der malerische Ort an der Nordwestküste gilt auch heute noch als Hochburg für Künstler und Musiker und versprüht einen gewissen Hippie-Charme.

Doch ausgerechnet dort scheint derzeit die gewohnte Idylle in Gefahr. Aufgrund von Wassermangel hat die Gemeinde zunehmend Probleme, ihre Bewohner mit Trinkwasser zu versorgen. Seit Anfang September gelten daher strikte Maßnahmen bezüglich des Wasserverbrauchs. Viele Anwohner macht die aktuelle Situation wütend. Für sie trägt der Massentourismus die Hauptschuld.

„Der Ort ist einfach zu klein für den derzeitigen hohen Ansturm von Urlaubern”, sagt Emilia Alisande. Die 21-Jährige ist in den Vereinigten Staaten geboren, lebt aber mit ihrer Familie seit ihrer Kindheit in Deià. Die Infrastruktur des Dorfes sei einfach nicht für die hohe Anzahl von Menschen gemacht. Auch der Bau der vor kurzem entstandenen Luxussiedlung "Petit Deià", auf Deutsch kleines Deià, sei ein Problem. Bereits kurz vor dem Bau 2017 hagelte es von der Partei Agrupaciò Deià Kritik an dem Vorhaben. Doch auch eine Unterschriftenaktion konnte den Ausbau der Siedlung nicht verhindern. Durch das Projekt sei der Wasserverbrauch deutlich gestiegen.

Jüngst zog Bürgermeister Lluís Apesteguia Konsequenzen und kündigte an, dass alle Haushalte nur noch die Hälfte der üblichen Wassermenge bekommen. Alle Anwohner des Dorfes wurden über dieses Vorhaben über eine offizielle Anordnung informiert. Darin heißt es: „Der ausbleibende Regen in diesem Sommer hat dazu geführt, dass die Quelle Es Molí und der Brunnen von Es Verger die Trinkwasserversorgung nicht mehr sicherstellen können.” Dies lasse sich schon längst nicht mehr durch Zukäufe ausgleichen. Seit Sommerbeginn transportieren täglich 20 Tankwagen Trinkwasser nach Deià. Bislang mussten auf diese Weise 3375 Kubikmeter Wasser zusätzlich eingekauft werden. Insgesamt liegt der Wasserverbrauch im Ort in diesem Sommer zwischen 35 und 40 Prozent über dem des Jahres 2019.

DEIA - DEIA PAGA 17.203,83 EUROS EN CAMIONES DE AGUA PARA EL CONSUME DEL VERANO.
In Deià muss Trinkwasser bereits per Tankwagen geliefert werden.
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Aufgrund der Wasserknappheit gilt in Deià bereits seit Anfang August das Verbot, Trinkwasser zum Autowaschen, zum Füllen von Swimmingpools, zum Gießen oder zum Reinigen der Terrassen zu benutzen. Nun teilt der Bürgermeister in seinem neuesten Erlass auch mit, dass er die Firma, die mit der Wasserversorgung betraut ist, beauftragt habe, genau auf den Wasserverbrauch in den Haushalten zu achten. Bei Verdacht auf Wasserverschwendung könne die Verbindung zum Trinkwassernetz vorübergehend gekappt werden und sogar eine hohe Geldstrafe mit sich bringen.

Doch um die privaten Gärten und Grundstücke instand zu halten, benötigt es vor allem in den warmen Sommermonaten generell mehr Wasser als in der Nebensaison. „Wir können kaum unsere Tomaten bewässern. Der Garten vertrocknet und uns sind die Hände gebunden”, erklärt Emilia Alisande.

Die aktuellen Maßnahmen gelten nicht nur für die Einwohner des Ortes. Auch gastronomische Betriebe und touristische Unterkünfte sind von den Restriktionen betroffen. In dem Fünf-Sterne-Hotel Belmond La Residencia will man schon länger Wasser einsparen. "Wir versuchen, unseren Wasserverbrauch auf ein Minimum zu beschränken, was aber natürlich gerade im Hochsommer schwierig ist", erklärt PR-Managerin Hanna Bornebusch.

Das Problem ist in Deià kein Neues. Bereits in den vergangenen Jahren kam es in dem Bergdorf immer wieder zu Wasserknappheit. Diese führte schon 2016 zu verschärften Maßnahmen. Grund für die Unterversorgung ist neben den geringeren Regenfällen auch das löchrige Leitungsnetz. Rund ein Viertel des Wassers geht auf dem Weg zum Verbraucher verloren. „Die Balearen-Regierung sollte endlich mal Geld in die Hand nehmen und in die Sanierung der längst veralteten Rohre investieren”, erklärt der in Deià lebende Mallorquiner Bartolomeu Crespi. Zudem beklagen immer mehr Anwohner die Wasserqualität. In einem Whatsapp-Gruppenchat des Dorfes ist von „gelblicher Brühe” die Rede. „Damit kann man sich doch noch nicht einmal die Zähne putzen.” Das Rathaus wollte sich dazu nicht äußern.

Wann sich die Situation in Deià wieder normalisiert, ist derzeit noch nicht absehbar. Nach Angaben der Gemeinde wird das erst der Fall sein, wenn es ausgiebig geregnet hat. Das war zumindest am vergangenen Wochenende schon mal der Fall ...