Pfarrer Andreas Falow vor der weißen Strandkirche an der Playa de Palma in Höhe des Balneario 7. | ds

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Seit 2016 ist Andreas Falow Pfarrer der deutschsprachigen katholischen Gemeinde auf Mallorca. Mittlerweile ist es seine zweite Amtszeit, für die er sich erfolgreich beworben hatte – denn die deutsche Bischofskonferenz entsendet alle fünf Jahre in Absprache mit dem mallorquinischen Bischof einen deutschen Geistlichen auf die Insel. Falows Haupteinsatzgebiet ist ein Areal, dass man vielleicht aus biblischer Sicht als Sodom und Gomorrha bezeichnen könnte – die Partyhochburg Playa de Palma. Glücklicherweise sieht der deutsche Pfarrer hier vieles mit Humor, und selbst die anliegenden Lokale nehmen Rücksicht auf den Sonntagsgottesdienst, indem sie morgens die Lautstärke ihrer Musikbeschallung drosseln. "Ich wurde hier schon häufiger von Freudenmädchen, Drogendealern oder Betrunkenen angesprochen. Anscheinend sind diese Menschen so kirchenfern, dass sie einen Geistlichen mit Collarhemd und Anzug nicht erkennen." In solchen Fällen klärt Falow diese Personen dann dezent auf, dass sie es mit einem Pfarrer zu tun haben. Schließlich könne es auch vorkommen, dass diese Gestalten auf klerikale Hilfe angewiesen seien. "Als Pfarrer wird man hier mit allem konfrontiert, von Liebeskummer mit der Ferienbekanntschaft bis hin zu Eltern, die ihr Kind vermissen." Wichtig für die Insel-Katholiken sei auch die enge Zusammenarbeit mit dem deutschen Konsulat und dem spanischen Caritasverband, beispielsweise bei der Betreuung der diversen deutschen Obdachlosen oder dem Besuch der Inhaftierten in Palmas Gefängnis.

Im Sommer seien es insgesamt zwischen 380 bis 500 Besucher pro Woche, die in die deutschsprachigen Gottesdienste des Pfarrers auf die Inseln kommen, wobei ein Großteil davon Touristen seien, so Falow. Mittelpunkt der deutschsprachigen katholischen Gemeinde, die ihre Anfänge in den 1960er Jahren hatte, ist die gotische Kirche Santa Cruz in Palmas Altstadt, wo auch das Gemeindehaus untergebracht ist. Ferner ist die weiße Strandkirche San Fernando an der Playa de Palma von großer Bedeutung, wo sonntags um 10.30 Uhr die Heilige Messe gefeiert wird. Zudem sieht es der straffe Zeitplan Andreas Falows vor, dass jeden Sonntag um neun Uhr auch in der Kirche Sant Christ in Peguera ein Gottesdienst zelebriert wird. Zu den weiteren Aufgaben des Geistlichen gehöre das Spenden der Sakramente, – von der Taufe, der Hochzeit, Beichte, Krankensalbung, Beerdigung bis hin zur Erstkommunion, die zehn Kinder in diesem Jahr feiern werden. Zudem besuche er als Auslandsseelsorger regelmäßig alle balearischen Inseln. "Ich habe keinen Tag, an dem ich nichts zu tun habe."

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Für seine Einsätze auf Mallorca fühlt sich der heute 59-Jährige bestens vorbereitet: "Ich habe eine Sonderausbildung für Menschen mit psychosozialen Problemen, und die kann ich hier gut gebrauchen." Vor seiner Zeit auf der Insel war der gebürtig aus der Nähe von Pforzheim stammende Falow 20 Jahre als Touristenpfarrer in einem Schweizer Skigebiet tätig. "Für mich ist es eine schöne Abwechslung, nach vielen Jahren bei minus 20 Grad und Tiefschnee in einem hochsommerlichen Gebiet zu arbeiten."

Außer mit der spanischen katholischen Kirche findet vor allem mit der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde eine intensive Zusammenarbeit statt. Der jährliche gemeinsame ökumenische Weihnachtsgottesdienst ist ein Höhepunkt dieses interkonfessionellen Teamworks. Während der Corona-Pandemie seien zwei weitere Gemeinden hinzugekommen, mit denen man gemeinsam ukrainischen Geflüchteten helfe: die ukrainisch-katholische und die russisch-orthodoxe Kirche. Die Solidarität der Gotteshäuser untereinander zeige sich auch darin, dass die spanische Kirche Ende des Jahres dazu aufgerufen hatte, für den sterbenden deutschen Papst emeritus zu beten. Der am 31. Dezember verschiedene Benedikt XVI. war Falow zufolge wichtig für die katholische Kirche, da er eine Leitlinie zum Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch Kleriker einleitete. "In den letzten Jahren hat die Kirche diesbezüglich starke Öffentlichkeitsarbeit geleistet und Studien in Auftrag gegeben. Das zeigt, dass man Straftäter nicht deckt, sondern der Justiz überantwortet."