EMT-Busfahrerin im Einsatz. | Jaume Morey

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Busfahrer in Palma haben es derzeit nicht leicht. Das Gegenteil ist eher der Fall. Neben einer zunehmenden Arbeitsbelastung aufgrund steigender Überstundenzahlen und kürzer werden Pausenzeiten müssen sich die öffentlichen Chauffeure auch noch mit einer steigenden Zahl von nörgelnden Passagieren herumschlagen, die sich bei ihnen über zunehmende Verspätungen, ausfallende Verbindungen und aus allen Nähten platzende Fahrgastzellen beschweren. Zum Teil dermaßen penetrant und aggressiv, dass sich nicht wenige Busfahrer wegen Burnout und Depressionen krankschreiben lassen, was die Situation wiederum aufs Neue verschärft. Nach inoffiziellen Angaben befinden sich aktuell rund 15 Prozent der Busfahrer des städtischen Transportunternehmens EMT im Krankenstand.

„Vor kurzem stand eine Gruppe von Passagieren vor meinem Bus und trommelte auf die Windschutzscheibe, weil sie noch einsteigen wollte, obwohl ich bereits am Abfahren war”, erzählt David Gutiérrez. „Sie schrien, dass sie nicht aus dem Weg gehen würden, bis ich die Türen wieder öffne. Unfassbar!”.

Ein anderes Mal wurde ihm der Stinkefinger von einem Passagier aus gleichem Grund gezeigt.

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Seine Kollegin Ana Salazar hatte bereits kurz nach ihrem Start bei EMT einen Nervenzusammenbruch. Grund war eine Frau, die in ihren Bus einsteigen wollte, als die Türen sich gerade schlossen. „Sie sagte mir, dass sie mein Leben ruinieren würde, dass sie mich arbeitslos machen würde, mir sogar die Kehle durchschneiden würde”, erinnert sich Salazar. „Ich bekam einen Anfall und konnte mich nicht mehr bewegen.” Am Ende wurde sie von einem zur Hilfe geeilten Kollegen ins Krankenhaus gebracht „Ich war vier Tage lang arbeitsunfähig, weil mein Kopf explodierte”, fügt sie hinzu. „Ich konnte den Hass von jemandem, der mich überhaupt nicht kannte, und diese Aggressivität nicht verkraften. Da habe ich gesagt: Es ist vorbei, meine Gesundheit geht mir über alles. Von jetzt an ist es mir egal, was die Leute sagen”. Ihrer Meinung nach wissen viele Fahrgäste nicht, einen Stadtbus von einem Taxi zu unterscheiden. „Busse unterliegen festgesetzten Zeiten. Kommt man zu spät, hat man eben Pech gehabt”.

„Vielen fehlt der Respekt vor dem Busfahrer. Dabei ist er es, der bestimmt, wie man sich im Bus zu verhalten hat”, sagt Carolina Bernabé. Oder anders ausgedrückt: „Wer sich nicht an die Anweisung des Fahrers hält, muss aussteigen”. Man darf zum Beispiel nicht im Bus essen, aber die Leute tun es trotzdem. „Manche Leute hören auch Musik mit ihren Smartphones in voller Lautstärke, ohne Rücksicht auf andere”.

So wie Bernabé verstehen auch die meisten ihrer Kollegen die Gründe für den Ärger der Fahrgäste, wenn der Bus zu spät kommt oder überfüllt ist. Der Grund dafür ist, dass die Benutzung der Stadtbusse in diesem Jahr kostenlos ist. Das hat zu einem Anstieg der Fahrgastzahlen von mehr als 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr geführt. Insbesondere an Regentagen nehmen viele Leute den Bus, er kostet ja nichts. Im nächsten Jahr ist das Busfahren wieder kostenpflichtig. „Dann wird sich die Situation für uns hoffentlich verbessern”, sagt Bernabé.