Der Innenhof ist ausgesprochen lauschig. | Maresa Dziallas

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In den verwinkelten Gassen von Palma, unweit von der Haltestelle Porta des Camp, gibt es eine versteckte paradiesische Ruheoase. Bereits beim Abbiegen in die Zielstraße im historischen Calatrava-Viertel wird es um einen herum sehr still. So still, dass sogar die eigenen Schritte wahrgenommen werden. Weg vom städtischen Trubel und Lärm kann hier die Seele zur Ruhe kommen.

Beim Betreten des Kulturzentrums „Can Alcover” wird der Besucher gleich mit entspannter katalanischer Musik begrüßt, während im Hintergrund das leise Klirren von Kaffeetassen zu hören ist. Ein langer Gang führt durch das Café hinaus in die angenehme Abendsonne. Dort angekommen, staunt so mancher Besucher nicht schlecht: Neben einem betagten Baum fällt der Blick auf die ringsum prachtvoll pink- und orangeblühenden Sträucher. Hinter der Terrasse gibt es eine weitere gemütliche Gartenfläche mit hochragenden Bäumen, die für zusätzliche Erholung sorgen. Besucher laben sich in aller Ruhe an ihrem Kaffee und unterhalten sich über Gott und die Welt. Ein Gast ruft über die Videofunktion auf seinem Handy einen Freund an und zeigt ihm voller Vorfreude den Garten.

Die Terrasse füllt sich so langsam: Eine mallorquinische Gruppe begrüßt beim Betreten der Cafeteria die weiteren Besucher mit den Worten „Bon día”. Ein älterer Mann im schicken Anzug und Hut sitzt ganz hinten und beobachtet die Menschen aus der Ferne. Eine Frau, die genüsslich ihre Zigarette raucht, entpuppt sich als deutsche Inselresidentin und spricht den jungen Mann der Gruppe auf sein St. Pauli T-Shirt an. „Das ist ja cool! Warst du schon mal in Hamburg?”, fragt sie auf Spanisch. Sie kommen ins Gespräch. Obwohl sich hier Gäste nicht kennen, entsteht leicht Vertrautheit.

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Die meisten Besucher des Cafés sind Nachbarn und wohnen selbst in der Altstadt. Sie kommen her, um mit Freunden oder Familie bei einem Kaffee im Grünen Energie zu tanken. Besucher sollten jedoch immer etwas Bargeld mit sich führen. Denn: In dem Lokal wird keine Kartenzahlung angenommen.

Doch im Can Alcover können Kulturinteressierte und zufällig vorbeilaufende Urlauber nicht nur eine Cafeteria vorfinden: Es ist vielmehr der institutionelle Sitz des 1962 gegründeten Balearischen Kulturwerks (Obra Cultura Balear), einem Kulturzentrum, das jedem offen steht und in ein Hausmuseum verwandelt wurde. Es ist dem Dichter Joan Alcover (Palma, 1854-1926) gewidmet, dem führenden Autor der „Mallorquinischen Schule” und Verfasser von „La Balanguera”, der Hymne Mallorcas. Mehrere seiner Werke wurden in verschiedene Sprachen, auch ins Deutsche, übersetzt. Heutzutage ist das Kulturzentrum ein Ort, der die Dynamik von Joan Alcover fortführen will und Seminare, Konferenzen, Kurse, Workshops und Konzerte organisiert. Weitere Informationen bietet die Homepage www.ocb.cat.

Aus dem geplanten kurzen Aufenthalt im Garten von Can Alcover werden tatsächlich zwei Stunden. Der anfängliche Smalltalk mit der Deutschen endet in einem tiefgründigen Gespräch über Kunst und vergangene Reiseziele. Ein Besuch lohnt sich allemal. Denn: Hier bilden Kultur und Natur eine Einheit.