Auch die Verbraucher auf Mallorca sind an diesem Freitag auf Schnäppchenjagd. | Max Fischer -PEXELS-

TW
0

So, wie sich Halloween auch auf Mallorca mittlerweile als Volksfest etabliert hat, ist auch der Black Friday indes fester Bestandteil des herbstlichen Kalenders. Zum Teil schon Wochen vor dem eigentlichen Datum (in diesem Jahr der 24. November) setzt der Einzelhandel die Werbemaschinerie in Gang. Mit immer tolleren Angeboten versuchen sich die Unternehmen gegenseitig zu übertreffen und die Aufmerksamkeit der Kunden auf sich zu ziehen. Für Händler mit eigenem Ladengeschäft hat der aus den USA stammende Rabatt-Tag mittlerweile herausragende Bedeutung. Das gilt auch für den Online-Handel, wobei der auch noch den Cyber Monday ins Leben gerufen hat, der in diesem Jahr am 27. November stattfindet.

„Man muss da einfach mit dem Strom schwimmen”, sagt Antoni Gayà, Vorsitzender der Einzelhandelsvereinigung Afedeco. Der traditionelle Einzelhandel sei schlicht und einfach gezwungen, den großen Kaufhäusern und Handelsketten nachzueifern. Und so kommt es besonders in Palmas Altstadt also zur Rabattschlacht. „So richtig verstanden habe ich es nie”, räumt Gayà ein. Denn letztendlich führe der Black Friday nur dazu, dass die Leute ihre Weihnachtseinkäufe eben schon Ende November tätigen, statt erst im Dezember. „Du machst halt jetzt ordentlich Kasse, dafür dann aber später nicht mehr.” Letztlich gebe es durch den Black Friday für die Händler keine Mehreinnahmen.

Ohnehin sei es ein großes Problem, dass es mittlerweile fast schon mehr Tage mit Preisnachlässen gibt, als normale Verkaufstage, sagt Gayà. „Ich bin nicht sicher, ab welchem Punkt das kontraproduktiv wird.” Schließlich seien die Kosten für die Einzelhändler zuletzt stark gestiegen. „Du kannst nicht immer höhere Ausgaben haben und gleichzeitig immer billiger verkaufen, sonst gehst du pleite”, sagt er. Wenn der Black Friday genutzt würde, um Restposten loszuwerden, könnte er das durchaus nachvollziehen. Das aber sei in der Regel nicht der Fall. „Bei Kleidung etwa geht es ja um die aktuelle Kollektion. Die ist erst seit wenigen Wochen auf dem Markt. Die kannst du nicht jetzt schon mit Rabatt verkaufen.”

Tatsächlich empfiehlt es sich, bei den auf den ersten Blick verlockenden Schnäppchenangeboten genau hinzusehen. Darauf weisen auch diesmal die Verbraucherschutzorganisationen hin, die das Vorgehen vieler Unternehmen rund um den Black Friday kritisieren. „Wir beobachten seit Jahren die Preise der beliebtesten Geschäfte für ihre Black Friday-Verkäufe und haben festgestellt, dass es in Wirklichkeit keine große Sache ist: Nicht alles, was als Rabatt beworben wird, ist auch ein solcher”, heißt es etwa bei der Organización de Consumidores y Usuarios (OCU). Im vergangenen Jahr habe man die Preise von fast 16.000 Produkten in 69 Online-Shops verglichen. Das Ergebnis: Nur zwei Prozent der Produkte waren am Black Friday niedriger, 64 Prozent der Preise blieben unverändert und 34 Prozent wurden gar teurer.

Mit Kritik spart man auch bei der Verbraucherschutzorganisation Facua nicht. Immer wieder komme es vor, dass die Preise bestimmter Produkte kurz vor dem Black Friday erhöht werden, um sie dann im Rahmen einer vermeintlichen Ermäßigung wieder auf den ursprünglichen Preis zu senken. Angesichts solcher Geschäftspraktiken seien die Aufsichtsbehörden gefragt, die aber nichts unternähmen. Zumindest das katalanische Verbraucherschutzministerium hat im vergangenen Jahr vor dem Black Friday die Preisentwicklung von fast 1400 Produkten untersucht und dabei Unregelmäßigkeiten in mehr als der Hälfte aller Fälle festgestellt. Betroffen waren so namhafte Unternehmen wie Carrefour, El Corte Inglés, Media Markt und Fnac. Damals wurden auch Bußgeldverfahren eingeleitet.

Auch das Europäische Verbraucherzentrum Deutschland betont, dass man genau hinsehen sollte, bevor man am Black Friday zuschlägt: „Viele der angeblich ,besten Black Friday Angebote’ 2023 sind in Wirklichkeit Fake-Deals.” Viele Händler berechneten ihre Rabatte auf Grundlage der unverbindlichen Preisempfehlung (UVP) und führten Verbraucher somit häufig in die Irre, heißt es dort. Die UVP entspreche in den meisten Fällen nicht dem tatsächlichen Marktpreis. Werbeversprechen mit einem Rabatt von zum Beispiel „50 Prozent auf die UVP” seien daher mit Vorsicht zu genießen.

Antoni Gayà vom mallorquinischen Einzelhandelsverband räumt ein, dass nicht alles, was auf den ersten Blick wie ein tolles Schnäppchen aussieht, auch tatsächlich ein solches ist. Hin und wieder könne man etwa in einem Schaufenster ein überdimensionales Schild mit dem Versprechen auf einen 50-Prozent-Rabatt sehen. Erst, wenn man ganz nahe herangeht, erkenne man das Kleingedruckte, demzufolge die Vergünstigung nur für „ausgewählte Produkte” gilt. Nichtsdestotrotz dürfe man nicht alle Geschäftsleute „in denselben Sack stecken” und verteufeln. „Ich glaube, man muss da sehr vorsichtig sein”, findet er. Wenn wirklich nachweislich etwas nicht vorschriftsmäßig läuft, dann handele es sich um Einzelfälle.