Verkehrskontrolle in Palma: Die Polizei ahndet Verstöße gegen die Verkehrsregeln strenger als früher. | Alejandro Sepúlveda

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An jedem zweiten Tag ein Toter: So lautete die Verkehrsstatistik auf Mallorca und den anderen Baleareninseln im Jahr 1989. Genau 181 Menschen kamen in dem Jahr auf den Straßen der Inseln ums Leben. Landesweit waren es gar 9344 – statistisch gesehen mehr als 25 pro Tag. Spanien belegte damals im europäischen Vergleich einen der hintersten Plätze. Kaum irgendwo anders war es so gefährlich, sich in ein Auto zu setzen, wie hierzulande.

Wie sehr sich das Land in den vergangenen 30 Jahren gewandelt hat – und mit ihm auch Mallorca – lässt sich vortrefflich an dieser Statistik ablesen. Denn im vergangenen Jahr lag die Zahl der Verkehrstoten spanienweit gerade einmal noch bei 1746. Was einem Rückgang um mehr als 80 Prozent entspricht. Ganz ähnlich die Entwicklung auf den Balearen: Hier kamen 2022 noch 38 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben.

Mittlerweile belegt Spanien in der EU einen Spitzenplatz, was die Verkehrssicherheit angeht. 37 Tote pro Million Einwohner bedeuteten 2022 Rang fünf, nur übertroffen von Schweden (22 Tote pro Million), Dänemark (26), Irland (31), Deutschland (33) und Finnland (34). Am Ende der Liste stehen Griechenland (61), Portugal (62), Kroatien (71), Bulgarien (78) und Rumänien (86). Der EU-Durchschnitt liegt bei 46 Verkehrstoten pro Million Einwohner.

Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig. Im Vergleich mit anderen Ländern stiegen die Opferzahlen in Spanien noch relativ lange an. Während in den meisten anderen europäischen Ländern der Höhepunkt bereits in den 1970er-Jahren erreicht war, markiert hierzulande besagtes Jahr 1989 den Wendepunkt. Experten sind sich weitgehend einig, dass der EU-Beitritt 1986 bei der Umkehr der Entwicklung die Hauptrolle gespielt haben dürfte.

Radarfallen auf Mallorca

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So sorgten beispielsweise die Subventionsprogramme aus Brüssel für den raschen Ausbau der Infrastruktur. So hat Spanien heute das längste Schnellstraßen- und Autobahnnetz Europas – noch vor Deutschland. Auch auf Mallorca ist das Straßennetz in den vergangenen 30 Jahren massiv ausgebaut worden. Auch, wenn Umweltschützer das beklagen – dass dies zur Verkehrssicherheit beigetragen hat, ist unstrittig. Auch die Etablierung internationaler Standards etwa bei der Verkehrssicherheit der Fahrzeuge ist eine direkte Folge des EU-Beitritts.

Auch die Einführung der Gurtpflicht für alle Fahrzeuginsassen im Jahr 1992 führte dazu, dass viele Unfälle glimpflicher verliefen. Dazu trug auch die Modernisierung der Rettungskräfte bei. In regelmäßigen Aufklärungskampagnen versucht die Verkehrsbehörde zudem, die Bevölkerung zu sensibilisieren. War es vor nicht allzu langer noch gang und gäbe, sich trotz Alkoholkonsums noch hinters Steuer zu setzen, ist solcherlei Verhalten zunehmend geächtet.

Dazu beigetragen hat gewiss auch die Tatsache, dass die Polizei viele Verstöße gegen die Verkehrsregeln strenger ahndet und nicht mehr als Kavaliersdelikte durchgehen lässt. Zudem wurden die Vorschriften nach und nach verschärft. Auf Landstraßen etwa, auf denen es noch immer zu den meisten tödlichen Unfällen kommt, wurde 2019 die Höchstgeschwindigkeit auf 90 Stundenkilometer reduziert. Bereits seit 2006 gibt es auch in Spanien einen Punkteführerschein, was sich rückblickend als entscheidender Faktor erwiesen hat. Im Jahr 2007 wiederum wurden auf Mallorca die ersten festinstallierten Radargeräte aufgestellt.

Und so kommt es, dass die jährliche Zahl der Verkehrstoten auf den Balearen mittlerweile seit vielen Jahren unter 40 liegt. Zumindest in den zurückliegenden Sommermonaten allerdings gab es überdurchschnittlich viele Verkehrstote auf den Inseln. Die Statistik des kompletten Vorjahres veröffentlicht die Verkehrsbehörde stets im Januar.