Muss sich demnächst vor Gericht wegen einer mutmaßlichen Kuss-Attacke auf eine Restaurantbesucherin verantworten: der ehemalige Ibetec-Geschäftsführer Juan Antonio Serra. | Julio Bastida

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Die Verteidigung des ehemaligen Ibetec-Geschäftsführers und Dozenten der Balearen-Universität UIB, Juan Antonio Serra, hat im Fall der mutmaßlichen sexuellen Belästigung eine Einigung mit dem Gericht und der Anklage abgelehnt. Damit wird es einer Meldung der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" zufolge zum Prozess gegen den Vertrauensmann des stellvertretenden balearischen Regierungschefs Antoni Costa (Volkspartei PP) kommen. Serra wird vorgeworfen, im Mai 2022 eine Frau in einem Palmesaner Restaurant gegen deren Willen geküsst zu haben. Darüber hinaus muss sich Serra des Vorwurfs des tätlichen Angriffs auf einen Polizeibeamten erwehren.

Nach Zeitungsangaben vergab Serra damit die Möglichkeit, mit einem Schuldeingeständnis einen Gerichtsprozess zu vermeiden und ein niedrigeres Strafmaß zu erreichen. Um einen Prozess abzukürzen, verständigen sich Gericht, Verteidigung und Anklage oft vorab über das Strafmaß für den Angeklagten. Über seinen Anwalt beteuerte der inzwischen gefeuerte Serra weiterhin seine Unschuld. Weder hätte er sich der betroffenen Frau mit "wollüstigen Absichten" genähert, noch sei er tätlich gegen den Vollstreckungsbeamten vorgegangen. Einstimmigen Medienberichten zufolge gibt es allerdings zahlreiche Zeugen, die die Vorgänge in jener Mai-Nacht gänzlich anders zu Protokoll gegeben haben.

Hingegen unbestritten scheint zu sein, dass Serra bei seinem Restaurantbesuch zunehmend unter dem Einfluss von Alkoholkonsum stand. Nach Darstellung seines Anwalts sei er derart betrunken gewesen, dass dessen "geistige Zurechnungsfähigkeit stark beeinträchtigt" gewesen sei. Damit könne sein Mandant eine verminderte Schuldfähigkeit für sich beanspruchen. Ob diese Rechnung im Verlauf des Prozesses aufgehen wird, muss sich zeigen.

Was war in jener Nacht im Restaurant Los Rafaeles am Paseo Marítimo genau geschehen? Laut "Ultima Hora" war Serra bereits Minuten vor dem bekanntgewordenen Zwischenfall unangenehm aufgefallen. Er soll sich einer jungen Frau, die mit einer Gruppe von Familienangehörigen und Freunden an einem benachbarten Tisch saß, mit anzüglichen Hüftbewegungen von hinten genährt haben. Eine mögliche Eskalation der Situation habe damals das rasche und diskrete Eingreifen des Vaters der jungen Frau verhindert.

Bei seiner nächsten Entgleisung war der politiknahe Dozent und Unternehmer nach Zeitungsangaben dann offenbar nicht mehr zu bremsen. Willkürlich habe Serra eine Frau aus der Gruppe des benachbarten Tisches ausgewählt und diese mit einem kräftigen Ruck an sich herangezogen. Augenblicke später, so war später in den Medien zu lesen, drückte Serra seinem Opfer gegen dessen Willen einen Kuss auf den Mund. Mehrere Restaurantbesucher, die dem Zwischenfall aus nächster Nähe beiwohnten, alarmierten die Polizei. Im Rahmen eines Handgemenges soll Serra einem der Beamten einen Faustschlag verpasst haben.

Rund ein Jahr später ernannte der stellvertretende balearische Regierungschef Costa seinen Spezl Serra zum Geschäftsführer des öffentlichen Unternehmens Ibetec. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen Serra wurde Costa von der Opposition aufgefordert, umgehend zurückzutreten. Der Vize lehnte dies jedoch ab und ist bis heute im Amt.