Viele Kranken- und Feuerwehrwagen mussten zum Unglücksort fahren. | Ultima Hora

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Vier Tote, sieben Schwerverletzte und neun weitere Personen mit Verletzungen unterschiedlichen Grades - das ist auf Mallorca die vorläufige Bilanz des Einsturzes einer Restaurant-Terrasse an der Playa de Palma am Donnerstagabend, als das Lokal Medusa voller Menschen war. Unter den Toden befinden sich auch zwei deutsche Urlauberinnen.

Stundenlang arbeiteten die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Zivilschutz in einem der aufwendigsten Rettungseinsätze der vergangenen Jahre daran, die Eingeschlossenen zu bergen. Die Zone gilt an Übergangsbereich, wo die Schwerpunkte des niederländischen und der deutschen Tourismus ineinander übergehen.

Es war kurz nach 20.20 Uhr, als die Struktur des Medusa Beach Clubs in der Straße Cartago 36 in erster Meereslinie einstürzte. Offenbar hatten einige Gäste im Chill-out-Bereich des Lokals im oberen Stockwerk getanzt, als plötzlich die Terrasse unter ihren Füßen zusammenbrach und die Trümmer auf das Erdgeschoss stürzten, das wiederum in den Keller einbrach. In nur einer Sekunde brach Panik aus. Gäste, die wie durch ein Wunder von dem Einsturz entkommen waren, riefen um Hilfe, und andere Passanten in der Nähe begannen, Notrufe zu tätigen. „Innerhalb einer Minute gingen Dutzende von Anrufen ein“, sagte ein Polizeisprecher.

Als die ersten Patrouillen eintrafen, sahen sie das Ausmaß der Tragödie. Im Erdgeschoss des zweistöckigen Gebäudes türmten sich die Trümmer. Menschen weinten, andere, riefen um Hilfe: "Es war eine danteske Situation", sagte ein Feuerwehrmann später. Die Straße wurde abgesperrt, damit die Einsatzkräfte direkt an den Unglücksort gelangen und dort arbeiten konnten. Die Lokalpolizei leitete den Rettungsverkehr, damit die Rettungswagen auf dem schnellsten Weg den Ort erreichen und ungeachtet der falsch geparkten Autos auch wieder abfahren konnten.

Einsatzkräfte transportieren einen Verletzten an der Playa de Palma ab.

Das erste bestätigte Todesopfer war ein Senegalese, der in den Trümmern eingeschlossen war. Kurz darauf wurden zwei weitere Opfer bestätigt: zwei junge Frauen aus Deutschland, die auf Mallorca Urlaub machten. Aus welcher Region die 20 und 30 Jahre alten Opfer stammten, war zunächst nicht bekannt. Eine Stunde später verstarb ein weiteres Opfer, eine 23 Jahre alte spanische Kellnerin, die in dem Lokal gearbeitet hatte. Der 44 Jahre alte Senegalese war im Jahre 2017 bekannt geworden, als er einen Badegast aus dem Meer rettete, der zu ertrinken drohte. Der Afrikaner arbeitete an der Tür des Nachtclubs Black Magic und soll auch ein Freund der "Goodbye-Deutschland"-Auswanderer Caro und Andreas Robens gewesen sein. Die Gegend rund um den Unglücksort ist als ein Hotspot des niederländischen Tourismus an der Playa de Palma bekannt. Sie befindet sich auf der Höhe zwischen den beiden Strandbars Balneario 1 und 2.

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Darüber hinaus sind sieben Schwerverletzte zu beklagen, von denen einige nach wie vor zwischen Leben und Tod schweben, so dass die endgültige Zahl der Todesopfer sich in den kommenden Stunden noch steigern könnte. Insgesamt wurden 16 Menschen in die Krankenhäuser gebracht. Bei neun von ihnen besteht ungeachtet der schwereren Verletzungen keine Lebensgefahr. Weitere Menschen trugen leichte Verletzungen davon und wurden ambulant behandelt.

In der Cartago-Straße herrschte dramatisches Kommen und Gehen, hallten die Sirenen der Krankenwagen. Die Absperrungen der Polizei hielten die Neugierigen auf Abstand, die in das Gebäude drängen wollten, und die Polizei musste einige Angehörige von Arbeitern und Kunden des Gebäudes beruhigen, die verzweifelt nach Neuigkeiten über die Vermissten zu erfahren suchten. Der Bürgermeister von Palma, Jaime Martínez, und der stellvertretende Bürgermeister, Javier Bonet, eilten an den Unglücksort und zeigten sich tief betroffen von der Tragödie. Der Leiter der Lokalpolizei, Guillem Mascaró, informierte sie über die Einzelheiten des Einsturzes. Als immer mehr Einzelheiten des Geschehens bekannt wurden, rief der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez die balearische Ministerpräsidentin Marga Prohens und Bürgermeister Martínez an, um ihnen sein Beileid auszusprechen.

„Stille Operation“ zur Suche der Verschütteten

Nach 22 Uhr ordnete die Einsatzleitung eine sogenannte "stille Operation" an, die darin bestand, dass überall in der Cartago Straße Lärm vermieden und Ruhe herrschen musste, damit die Feuerwehrleute die Trümmer überprüfen konnten, falls dort jemand um Hilfe rufen würde. Die Rettungskräfte setzten die Suche nach Personen unter den Sandstein-Bruchstücken des Gebäudes fort, und die Arbeiten sollten bis in die frühen Morgenstunden andauern, während die Polizei das Gebiet weiträumig absperrte. Es ist vorgesehen, dass am Freitag Techniker der Stadtverwaltung vor Ort sein werden, um die Statik des Gebäudes zu überprüfen. Möglicherweise müssen auch angrenzende Wohnblöcke evakuiert werden.

Gab es für die Terrasse eine Lizenz?

Die Mordkommission und die wissenschaftlichen Ermittler der Nationalpolizei haben die Ermittlungen übernommen und versuchen zu klären, ob das Gebäude in irgendeiner Weise umgebaut worden war. Die Staatsanwaltschaft untersucht auch, ob der Medusa Beach Club über alle erforderlichen Genehmigungen verfügte, um in Betrieb zu sein. Als Ursache für den Einsturz wird eine Überlastung auf der Terrasse vermutet. Das Rathaus von Palma rief offiziell drei Trauertage aus.

Wie die MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" berichtet, untersuchen die Behörden derzeit, ob das "Medusa Beach" für die Rooftop-Terrasse im ersten Obergeschoss über eine Lizenz verfügte. Es steht offenbar die Vermutung im Raum, dass das später als Terrasse genutzte Obergeschoss zuvor zum "nicht nutzbaren Bereich" erklärt worden war. In diesem Fall hätte dort keine Terrasse installiert werden dürfen.