Vor dem Ort der Tragödie hoffen noch immer Menschen, dass ihre Freunde oder Verwandten das Flammen-Inferno überlebt haben. | Javi Carrión/dpa

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Dutzende Menschen feierten gegen sechs Uhr morgens noch ausgelassen, als sich Tanzflächen und Theken plötzlich in ein Feuerinferno verwandelten: Bei einem Brand in einem beliebten Vergnügungszentrum mit drei Diskotheken in Murcia im Südosten Spaniens sind mindestens 13 Menschen ums Leben gekommen. Zudem seien mindestens vier Menschen verletzt worden, teilte der regionale Notdienst am Sonntag mit. "Wir sind alle am Boden zerstört", sagte Murcias Bürgermeister José Ballesta vor Journalisten. Er rief eine dreitägige Trauer aus. Die Feuerwehr suchte weiter in den Trümmern nach Opfern. Da mehrere Menschen noch vermisst wurden, schlossen die Behörden nicht aus, dass die Opferzahl noch ansteigt.

Videos, die in Medien und in sozialen Netzwerken veröffentlicht wurden, zeigen, wie die Flammen noch vor Sonnenaufgang aus dem Dach der Disco "Teatre" meterweit in die Höhe schlugen. Dutzende Menschen sind zu sehen, wie sie auf der Straße vor dem Lokal zum Teil umherirren. Die Flammen brachen nach den ersten Erkenntnissen in einer der drei dort angesiedelten Discos aus und griffen nach amtlichen Angaben schnell auf die anderen über.

Die Rauchwolke aus dem Einkaufs- und Vergnügungszentrum Las Atalayas vor den Toren Murcias sei kilometerweit zu sehen gewesen, berichtete der staatliche Fernsehsender RTVE. Es war den amtlichen Angaben zufolge bereits nach neun Uhr, als die rund 40 eingesetzten Feuerwehrleute auch die letzte Flammen löschen und sich auf die Suche nach Opfern machen konnten. Im nahe gelegenen Sportpalast von Murcia richtete die Stadt ein Betreuungszentrum ein, in dem Gäste der Disco und Angehörige der Opfer, die zu Dutzenden zum Unglücksort geeilt waren, unter anderem psychologisch betreut wurden.

Für einige war diese Hilfe besonders nötig. Jairo, dessen Tochter als vermisst galt, wurde am frühen Nachmittag weiterhin von quälender Ungewissheit geplagt. "Die ganze Familie ist hier, wir sind alle sehr nervös", klagte der Vater den Tränen nahe im Gespräch mit dem Reporter des Radiosenders "Cadena Ser" und anderen Medien. "Wir wollen wissen, was passiert ist, auch wenn es die schlimmste Nachricht ist. Man sagt uns aber nichts." Der Mann spielte vor den Journalisten auf dem Handy eine Audionachricht seiner Tochter an die Mutter ab. "Mami, ich liebe dich, wir werden sterben", ist zu hören. Über das Schicksal der 28-Jährigen war zunächst nichts bekannt.

"Die Vermissten werden weiterhin unter extremen Schwierigkeiten gesucht", erklärte derweil Bürgermeister Ballesta. Er versuchte, den verzweifelten Angehörigen ein wenig Hoffnung zu machen: "Im Familienbetreuungsdienst kommen derzeit immer mehr Familien an, die nicht wissen, wo ihre Lieben sind. Aber es kann natürlich sein, dass sie an anderen Orten sind." Kurz nachdem der Bürgermeister aber diese Worte gesagt hatte, meldeten die Einsatzkräfte nach 13 Uhr die Entdeckung der Leichen Nummer 8 bis 13. Und die Suche ging noch weiter.

Die Erschütterung reichte bald über die Grenzen der beliebten Urlaubsregion hinaus, die jetzt im Spätsommer immer noch von vielen Touristen aus dem In- und Ausland besucht wird, und erreichte den Madrider Regierungspalast Moncloa. Ministerpräsident Pedro Sánchez sprach auf X, vormals Twitter, den Opfern und Angehörigen der "Tragödie" seine "Zuneigung und Solidarität" aus und sicherte dem regionalen Regierungschef alle Hilfe und Zusammenarbeit zu. Die Ursache und der genaue Ort des Brandausbruchs waren zunächst unbekannt. Die Ermittlungen seien aufgenommen worden, erklärte der Sprecher der Nationalen Polizei, Diego Seral. Auch zu den Identitäten der Todesopfer wurde zunächst nichts mitgeteilt.

Eines steht aber fest: Es war der schlimmste Disco-Brand in Spanien seit fast dreieinhalb Jahrzehnten. 1990 waren bei einem Feuer in der Tanzbar "Flying" in Saragossa 43 Menschen ums Leben gekommen. Eine schlimmere Bilanz gab es nur 1983 in der Disco "Alcalá 20" in Madrid: Dort starben damals wenige Tage vor Heiligabend sogar 81 Menschen in den Flammen.