Will in Palma unter fünf Stunden bleiben: Spätstarter Theo Laakmann.

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Im Alter von 78 Jahren wären die meisten schon stolz, wenn sie noch "gut zu Fuß" sind. Für Theo Laakmann sind Spaziergänge zu langweilig, Müßiggang sowieso. Auf Mallorca wird er am Sonntag seinen 99. Marathon laufen. Der älteste Teilnehmer im Feld ist aber noch aus einem anderen Grund eine Besonderheit: Seinen ersten Lauf über die volle Marathon-Distanz absolvierte er erst im reifen Sportleralter von 60 Jahren. Zuvor war Laakmann zwar regelmäßig Rad gefahren und hatte ein Faible für Ausdauersport. "Einen Marathon hätte ich mir aber nie zugetraut", sagt er.

Beim MM-Anruf im niederrheinischen Rheinberg in der Nähe der holländischen Grenze ist Laakmann gerade von einem zweistündigen Trainingslauf über 19 Kilometer nach Hause gekommen. Es war der längste für diese Woche, pro Woche absolviert der ehemalige Studiofotograf ein Pensum von 70 Kilometern - und das seit 18 Jahren.

Sein Schlüsselerlebnis hatte Laakmann 1995 in einem Urlaub in Peru. "Ich bin jeden Morgen mit einem Mitglied unserer Reisegruppe 15 Kilometer gelaufen. Am Ende meinte er, ich würde auch einen Marathon schaffen", erinnert sich Laakmann. Die Idee reizte den damals 60-Jährigen und man verabredete sich zum Frankfurt-Marathon. Der Lauf wurde ein Erfolg, Laakmann war begeistert und ließ dem Frankfurt-Marathon noch 98 weitere folgen.

Der ohnehin schon drahtige Laakmann nahm durch die ersten Läufe noch einmal drei Kilogramm ab und hält bis heute sein Gewicht von 61 Kilogramm bei 1,79 Meter Körpergröße. Die Läufe bestimmten bald die Reiseziele des Rheinländers: Er lief in New York, Paris, Rom, in Singapur bei 35 Grad Hitze, in Tahiti und erlebte den "Jungfrau-Marathon" mit Start in Interlaken und 1850 Höhenmeter bis zum Fuß des Eiger-Gletschers. "Vor uns hatten wir immer Eiger, Mönch und Jungfrau. Es war anstrengend, aber wunderschön", erinnert sich der Rentner.

Der Senior-Marathon-Mann absolvierte auch fünfmal den 100-Kilometer-Lauf im Schweizerischen Biel, der abends um 22 Uhr beginnt und bis zum Abend des nächsten Tages geht. "Das war eines meiner schönsten Lauferlebnisse, im Ziel vergisst man alle Strapazen", erzählt er. Vor zwei Jahren stellte Laakmann dort mit 13 Stunden und 52 Minuten sogar einen Rekord in seiner Altersklasse auf. Gerne würde er noch einmal in Biel starten. Vorher müsse er aber noch seine Frau besänftigten, wie er sagt. Die macht sich gelegentlich Sorgen um ihren Mann. In diesem Jahr musste er zum ersten Mal in seiner Sportlerkarriere wegen Schwindels einen Lauf abbrechen.

Auf Mallorca startet der "Renn-Opa" zum zweiten Mal, die Strecke ist ihm daher vertraut. "Ich beobachte nur mit Sorge die Temperaturen." Da er im frischen Deutschland trainiere, wären zu hohe Temperaturen von Nachteil. Laakmann will beim Zieleinlauf in Palma unter fünf Stunden bleiben. Seine Bestzeit von 4:08 vom TUI-Marathon 2009 wird er wohl nicht mehr schaffen. Seine Frau und seine zwei Enkel werden auch mitkommen und ihn anfeuern. "Danach hängen wir noch eine Woche dran." Das wird mit Sicherheit eine Aktivwoche, denn Strandurlaub, das sei nicht sein Ding.

Laakmann hofft, noch lange laufen zu können, drei bis vier Jahre will er noch bei Marathon-Wettbewerben antreten. Einen Nachfolger hat er aber schon gefunden, und das macht ihn besonders glücklich. "Ich konnte meinen Sohn für das Laufen begeistern, der nie besonders sportlich war. Er ist im Alter von 50 Jahren seinen ersten Marathon mit mir gelaufen. Das war für mich das bislang schönste Erlebnis."