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Sechs Jahre ist es her, dass auf Mallorca zuletzt ein neuer Golfplatz eingeweiht wurde: Son Gual vor den Toren Palmas. Seitdem ist kein weiterer hinzugekommen, was nicht etwa daran liegt, dass es keine derartigen Pläne gäbe. Aus unterschiedlichen Gründen aber liegen die existierenden Golfplatzprojekte seit längerer Zeit auf Eis.

Wie etwa das Vorhaben in Son Bosc im Inselnorden am Rande des Vogelschutzgebietes Albufera. Auf dem brachliegenden Gelände gibt es seltene Orchideen- und Vogelarten, weshalb Umweltschützer heftig gegen das Projekt protestieren. Die Firma Golf Platja de Muro, die den Platz bauen will, hat jedoch sämtliche Genehmigungen. Hinter dem Firmennamen verbergen sich die beiden Hotelkonzerne Grupotel und Iberostar sowie lokale Hoteliers.

Andreas Elstner ist Direktor von Golf Platja de Muro und bekräftigt die Absicht, den Platz eines Tages bauen zu wollen. "Wir sind weiterhin davon überzeugt", sagt er. Das Projekt war von der Balearen-Regierung gestoppt worden und auch nach dem Regierungswechsel 2011 nicht wieder in Gang gekommen. Es gebe offenbar Bedenken wegen des massiven Widerstands der Umweltschützer, vermutet Elstner. Zuletzt gab es aber auch intern Probleme: Den Kleinaktionären geht nach jahrelangem Hin und Her offenbar allmählich die Luft aus, sodass die beiden Großkonzerne das Ruder übernehmen werden.

Geplant war in Son Bosc eine Investition in Höhe von 20 Millionen Euro. 50 Arbeitsplätze sollten entstehen. Ein Komplementärangebot in Form eines Hotels oder einer Apartmentanlage war nicht vorgesehen, schließlich erhoffen sich die Hoteliers, die das Projekt vorantreiben, durch den Golfplatz eine höhere Auslastung ihrer bestehenden Häuser in der Gegend - vor allem in der Nebensaison. Im Herbst ein paar Wochen später schließen, im Frühjahr ein paar Wochen eher öffnen - das war das ursprüngliche Ziel.

Ebenfalls einen enormen wirtschaftlichen Schub erhofft man sich in Campos vom Bau des Golfplatzes Son Baco, etwas außerhalb des Ortes. Das Projekt ist bereits mehr als 20 Jahre alt und könnte nach langem Rechtsstreit nun tatsächlich realisiert werden. Auch hier hatten Umweltschützer massive Gegenwehr geleistet. "Wir werden jetzt die letzten bürokratischen Hürden nehmen, um dann mit dem Bau zu beginnen", sagt Pau Bonet, Direktor von Golf de Campos Son Baco und Vorsitzender der Hoteliersvereinigung in Colònia de Sant Jordi. Zuletzt hatte das Unternehmen, hinter dem deutsche Promotoren stehen, einen wichtigen Etappensieg vor Gericht verzeichnet. "Es ist aber noch unmöglich zu sagen, wann wir loslegen können", sagt Bonet. "Hier auf Mallorca gehen die Dinge schließlich immer genau andersherum als woanders."

Das Projekt sah ursprünglich einen vom deutschen Golfprofi Bernhard Langer gestalteten Platz vor. Ob er weiterhin beteiligt wäre, sei jedoch unklar, sagt Bonet. Die geplante Investitionssumme liege bei 40 Millionen Euro. Neben dem Golfplatz solle ein Fünf-Sterne-Hotel mit 325 Betten entstehen.

Völlig unklar ist dagegen die Zukunft des Golfplatzprojektes Son Saletes bei Sencelles. Dort waren zuletzt wichtige Fristen verstrichen, nachdem einer der Promotoren verstorben war. Offenbar besteht aber dennoch Interesse, das Projekt weiter voranzutreiben.

(aus MM 47/2014)