Leticia Ras Andérica will hoch hinaus. Derzeit ist sie auf der Ladies European Tour unterwegs. | P. Czelinski

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Der "kleine Star von La Sella" ist groß geworden. "So nannten sie mich früher in meinem Heimatclub in der Nähe von Alicante", erklärt Leticia Ras Andérica, "weil ich damals schon mit elf, zwölf Jahren die beste Golferin dort war." Die Proette, die bald 23 wird und während ihres Studiums in den Vereinigten Staaten den Sprung von den Amateuren ins Profigeschäft schaffte, spielt auf der Ladies European Tour - für Deutschland. Unlängst verbrachte die Tochter einer deutschen Mutter und eines spanisch-britischen Vaters gemeinsam mit dem Damenkader des deutschen Golfverbandes ein Trainingslager auf Mallorca. Gespielt wurde mehrmals täglich der 18-Loch-Platz auf der Golfanlage Alcanada. Zeit für ein Gespräch mit MM fand Ras Andérica trotzdem.

"Die Bedingungen hier sind super", findet sie. Dieses Jahr gibt es auf der Tour weniger Turniere, nur etwa 20. So bleibt Zeit für Trainingseinheiten. Und die sind auch notwendig, denn der Profisport ist ein hartes Geschäft. "Manchmal ist es schon schwer, aber ans Aufgeben habe ich nie gedacht. Dafür macht es mir viel zu viel Spaß und es ist schöner als ein Job, bei dem man den ganzen Tag im Büro sitzt." Zum DGV-Kader ist Ras Andérica, die heute in Andorra lebt, eher zufällig gestoßen.

"Ich bin am Anfang unter spanischer Flagge angetreten, ganz einfach deswegen, weil ich immer in Spanien gespielt habe. Nach einer gewissen Zeit habe ich mich entschieden, für Schwarz-Rot-Gold zu starten. Nicht nur, weil ich vom spanischen Golfverband ein wenig enttäuscht war, sondern vor allem, weil ich mich wirklich als Deutsche fühle."

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Irgendwann sei der DGV auf sie aufmerksam geworden und habe sie in sein Förderprogramm aufgenommen. Seitdem sammelt Ras Andérica für das Heimatland ihrer Mutter Punkte auf der Tour. Doch um überhaupt in der europäischen Profi-Serie für Damen mitspielen zu dürfen, galt es, eine Qualifikationsrunde zu überstehen. "Das sind mehrere Turniere, bei denen man ein entsprechendes Ergebnis nachweisen muss", erklärt sie. "Dann gibt es eine Tourkarte." Das nächste große Ziel der derzeit 351. der Weltrangliste ist eine Teilnahme an der PGA-Tour, dem US-Pendant der Europa-Tour. "Da muss man aber erst wieder um die Karte kämpfen", sagt sie lachend. Bis es so weit ist, will sie die Zeit genießen und so viel Erfahrung wie möglich sammeln.

Große Vorbilder hat Ras Andérica sowohl bei den männlichen als auch den weiblichen Profis ausgemacht. "Die Südkoreanerin Lydia Ko ist wahnsinnig stark, sie ist mit gerade einmal 20 Jahren Erste der Weltrangliste." Super finde ich auch Laura Jane Davies, mit der ich schon mal spielen durfte. Sie ist ein echtes 'Monster', von dem man viel lernen kann." Bei den Herren hat es ihr neben Tiger Woods vor allem der australische Frauenschwarm Adam Scott angetan. "Nicht nur wegen seines guten Aussehens", erklärt Ras Andérica lachend. "Er hat einfach einen wahnsinnig eleganten Schwung."

Dass es aber selbst bei den weltbesten Spielern immer wieder Aufs und Abs gibt, das weiß Ras Andérica nur zu gut. "Ich habe auch schon viel erlebt", meint sie amüsiert. "Ein Eagle, also zwei Schläge unter Par, und ein Triple-Bogey, drei darüber, liegen bisweilen sehr nahe beieinander."

(aus MM 22/2017)