Regattaboot bei der "Copa-del-Rey"-Yacht (Archivbild). | Ultima Hora

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Ab diesem Montag bis einschließlich 5. August verwandelt sich Palmas Bucht in eine der größten maritimen Rennstrecken Europas. Bei der 41. Ausgabe der internationalen Segelregatta Copa del Rey Mapfre gehen rund 100 Besatzungen aus 16 Ländern in insgesamt acht Wertungsklassen an den Start. Zu den etwa 1500 Teilnehmern des Wettbewerbs gehört auch Titelgeber König Felipe I., der wie im vergangenen Jahr am Ruder der 50 Fuß großen Aifos steht. Kurios: Die königliche Regattayacht gehört offiziell zu den Beständen der spanischen Marine.

Neben den Spaniern stellen die Deutschen mit insgesamt elf Crews in fünf Wertungsklassen das Gros der ausländischen Regattaflotte. In der Kategorie ClubSwan 50, einer Einheitsklasse für Segelyachten der schwedischen Edelwerft Nautor's Swan, segeln sogar fünf der gelisteten neun Yachten unter deutscher Flagge. Dazu gehört auch die knallrote „Earlybird” von Eigner und Steuermann Hendrik Brandis, millionenschwerer Mitgründer des Wagniskapitalgebers Earlybird und einer der derzeit sowohl ehrgeizigsten als auch erfolgreichsten Segelmäzene Deutschlands. Bereits fünf Mal gewann Brandis die Club-Swan-Weltmeisterschaft, in den vergangenen beiden Jahren wurde er Vize-Weltmeister.

„Die Copa del Rey ist die international bekannteste Regatta Europas, zu uns kommen jedes Jahr einige der besten Segler der Welt”, sagt Manu Fraga, Geschäftsführer des Real Club Náutico in Palma (RCNP), des Yachtclubs, der die Copa del Rey bereits seit mehr als 40 Jahren ausrichtet. In dieser Zeit hat sich hinsichtlich des Ablaufs der Veranstaltung sowie des Rahmenprogramms nicht viel geändert. Gleichgeblieben ist vor allem eines: Die größte Segelregatta im Mittelmeer findet weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit hinter verschlossenen Türen statt.

Im Gegensatz zu ähnlichen Veranstaltungen in Europa wie der Kieler Woche in Deutschland oder der Cowes Week in England, bei denen Tausenden Besuchern und Einheimischen ein wochenlanges und kunterbuntes Unterhaltungsprogramm aus Kulturveranstaltungen, Musikkonzerten, Filmvorführungen, Open-Air-Events und Gastro-Offerten geboten wird, ist die vom spanischen Versicherungskonzern Mapfre gesponserte Copa del Rey fast ausschließlich den Seglern, geladenen Gästen, weiteren Sponsoren und dem maritimen Jetset auf der Insel vorbehalten.

„Wir würden die Veranstaltung ja gerne auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen. Das Problem ist der Platzmangel”, sagt Emerico Fuster, Präsident des RCNP. Für Konzertbühnen oder gar ein ganzes, jedermann zugängliches Regattadorf mit diversen Ständen gebe es im Hafenbereich einfach nicht genügend Platz. Anders sieht es auf der gegenüberliegenden Seite der Marina aus, beispielsweise im öffentlichen Park Sa Feixina, der von Palmas Rathaus im Laufe des Jahes für diverse Events genutzt wird. „Wir haben der Stadtverwaltung im Laufe der vergangenen Jahre schon mehrmals angeboten, dort ein Regattadorf mit Bühnen und Ständen aufzubauen”, sagt Club-Präsident Emerica Fuster. Ohne Erfolg. Er vermutet dahinter die Angst des Rathauses, mit der Unterstützung für die Regatta im RCNP andere Yachtclubs im Hafen wie beispielsweise den Club de Mar oder die Marina La Llonja vor den Kopf zu stoßen.

Das vermeintliche Desinteresse der Stadt Palma, die Copa del Rey als Mega-Event für Einheimische und ausländische Besucher auszuschlachten, sei dennoch unerklärlich angesichts der damit zu erwartenden Einnahmen für die lokale Wirtschaft. So spülten allein die Regatta-Teams samt ihrem technischen und gesellschaftlichen Anhang jedes Jahr im Durchschnitt bis zu 80 Millionen Euro in die Kassen der Stadt. „Würde man die Regatta in ein einwöchiges Volksfest in Palma verwandeln, wäre das sicher eine lohnende Sache für alle”, glaubt Fuster.

So bleibt alles auch in diesem Jahr wie immer. Neben den Rennen in der Bucht feiern Teilnehmer, Yachteigner und Spaniens König im um das von Sicherheitsleuten streng abgeriegelten Clubhaus.

Dort dürfte eines der Hauptgesprächsthemen sicherlich das Rätsel um die jüngsten Orca-Angriffe auf Segelyachten sein, die Mitte Juli auf dem Weg zur Regatta in Palma attackiert wurden. Insgesamt drei Regattaboote waren betroffen. Der vorerst letzte Angriff ereignete sich am Freitag vergangener Woche wie die beiden vorherigen in der Straße von Gibraltar auf Höhe der spanischen Hafenstadt Estepona, etwa 22 Seemeilen östlich der britischen Enklave. Und ebenso wie bei den anderen beiden Booten, beschädigten die Schwertwale auch dieses Mal die Ruderanlage des Segelbootes, das anschließend einen Notstopp im Hafen von Valencia einlegen musste, um die Schäden zu reparieren. Ein Zufall?

„Ja, reiner Zufall“, ist sich Journalist, Buchautor und Hochseesegler Thomas Käsbohrer sicher, der seit Jahren die Zusammenstöße von Orcas und Segelbooten entlang der europäischen Westküste bis in die Meerenge von Gibraltar verfolgt und untersucht.

In seinem in diesem Jahr erschienenen Buch „Das Rätsel der Orcas“ ist er den Gründen des sonderbaren Verhaltens der Tiere nachgegangen. „Schwertwale haben keine besondere Ab- oder Zuneigung für Regattaboote. Und noch weniger dürfte das Ziel der Boote für ihr Verhalten eine Rolle spielen.” Orcas seien dafür bekannt, dass sie Segelyachten zwischen acht und 18 Meter Länge angreifen.

Auch RCNP-Präsident Emerico Fuster glaubt nicht, dass speziell Regatta-Teilnehmer der Copa del Rey im Visier der Meeressäuger stehen. „Solche Angriffe auf teilnehmende Yachten während ihrer Anreise vom Atlantik ins Mittelmeer hat es bereits in den vergangenen Jahren gegeben”, so Fuster. Bedenklich könnte es seiner Meinung allerdings werden, wenn Orcas in Zukunft ihre „Jagdgebiete” in die Gewässer um die Balearen verlegen. „Das wäre für die Regatta eine echte Katastrophe.”