Frank Lehmann war am vergangenen Wochenende zu Gast in Son Bauló. | Foto: privat

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Mallorca Magazin: Herr Lehmann, Sie haben es mit ihrer Sendung "Börse vor acht" geschafft, die Wirren der Finanzwelt zu "leichter Kost" zu machen. Wie ist Ihnen das gelungen?

Frank Lehmann: Das war eigentlich nicht so schwer. Kachelmann hat nur noch die Hälfte der Zeit fürs Wetter bekommen, den Rest der Sendezeit haben wir uns gekrallt. Ich habe stets versucht, Börse so einfach wie möglich zu erklären. Gepaart mit ein Paar flotten Sprüchen und den mittlerweile legendären chinesischen Sprichwörtern kam das Konzept ganz gut an.

MM: Verstehen die Deutschen denn wirklich so wenig von der Börse und dem globalen Finanzgeschehen?

Lehmann: Ja, es ist wirklich schlimm um das Fachwissen der Deutschen bestellt. Sie sind wahre Finanz-Analphabeten. Haben jahrelang blind ihren Bankberatern vertraut und eigentlich erst mit dem Finanzcrash 2008 kapiert, dass das vielleicht nicht der richtige Weg ist. Man sollte sich selbst um sein Vermögen kümmern oder sich zumindest auf dem Laufenden halten.

MM: Was ist denn so falsch daran, sein Geld einem Volksbank- oder Sparkassenberater anzuvertrauen?

Lehmann: Das Problem ist, dass die Herrschaften bei den Banken viel zu lange geglaubt haben, ihr Wissen gepachtet zu haben. Aber auch dort versteht man mittlerweile, dass es so nicht weitergeht. Die neuen Medien tragen zu einem Wandel bei. Über Apps und andere Programme kann sich bald jeder selbst um seine Finanzgeschäfte kümmern oder das Geschehen zumindest verfolgen. Wenn der Berater Mist baut, kann man ihn damit konfrontieren. Ich glaube, bald wird es heißen: "Mein Geld liegt auf dem Google-Account und ich mache Transaktionen per Smartphone" und nicht mehr "Mein Geld liegt auf dem Sparbuch und mein Bankberater kümmert sich darum."

MM: Also was sollen Anleger denn nun mit ihrem Vermögen machen?

Lehmann: Ganz wichtig ist, nie alle Eier in einen Korb zu legen. Das heißt auf Deutsch: breit streuen. Wir reden hier natürlich nicht von 3000 Euro, sondern von Vermögen ab 20.000 oder 30.000 Euro. Ich rate dazu, 40 Prozent in Aktien anzulegen und den Rest auf Fonds, gerne auch einen "spießigen" Rentenfond, und auf Sachwerte wie Immobilien oder Edelmetalle, vor allem Gold, zu verteilen. Von mir aus dürfen auch Bundeswertpapiere dabei sein, wenn es denn unbedingt sicher sein soll.

MM: Und wieso nicht einfach aufs Sparbuch legen? Da kann man doch nichts falsch machen.

Lehmann: Ja, so haben die risikoscheuen Deutschen jahrelang gedacht. Ich lege mein Geld auf ein Sparbuch bei der Bank meines Vertrauens und es ist sicher. Das ist quatsch. Wenn sie 50.000 Euro auf einem Sparbuch haben und 0,3 Prozent Zinsen bekommen, die Inflationsrate aber gleichzeitig 1,5 Prozent beträgt, dann verlieren sie Geld, Tag für Tag. Natürlich wird auch in zehn Jahren noch "50.000 Euro" schwarz auf weiß im Sparbuch stehen. Aber es wird weniger wert sein.

MM: Sind die Deutschen denn tatsächlich so risikoscheu?

Lehmann: Ja, es ist furchtbar. Vor allem was meine geliebten Aktien angeht. Seit die "Volksaktie" der Telekom, wie sie damals hieß, sich zu einem Flop entwickelt hat und viele Kleinanleger ihr Geld verloren haben, sind sie misstrauisch. Das ist aus den Köpfen vieler Leute nicht mehr rauszubekommen.

MM: Ist die Finanzkrise denn nun vorbei oder steht die nächste schon an der Ecke, wie viele Finanzexperten behaupten?

Lehmann: Es kann durchaus sein, dass uns eine neue Finanzkrise droht. Die Politik der Europäischen Zentralbank ist riskant. Es ist zuviel Geld im Umlauf, zu viel Inflation. Das Geld ist zu billig. Wir müssen aufpassen, dass kein Eurostaat überreagiert und etwas tut, das die Zone aus dem Gleichgewicht bringt, sonst geht es schneller, als wir denken.

MM: Wie gut kennen Sie Mallorca?

Lehmann: Mallorca kenne ich sehr gut, meine Frau und ich lieben die Insel schon lange.

(aus MM 40/2014)