Maria Frontera
 ist Präsidentin des Hotelverbandes Fehm. | Patricia Lozano

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Als der erste Termin des Tages geschafft ist, und der zweite wartet, schaut sich Maria Frontera die Suite mit der Nummer 501 im Hotel Nixe Palace – fünf Sterne, Cala Major in Palma – genauer an. So viel Zeit muss sein. Frontera selbst ist Hotelierin und sagt, dass sie von anderen lernen möchte. In dem Zimmer staunt die 52-Jährige über das goldumrahmte Ehebett und die Terrasse, von der aus man das Naturschutzgebiet Cabrera sehen kann.

Mitte Dezember wurde Maria Frontera in ihrem Amt bestätigt: Sie wird auch die nächsten drei Jahre 840 Herbergen auf Mallorca vertreten. Seit Januar 2018 firmiert sie als Präsidentin des mallorquinischen Hotelverbandes, die „Federación Empresarial Hotelera de Mallorca”. Abgekürzt heißt die Organisation Fehm, sie vereint 200.000 Betten und mehr als 20 Unterverbände aus allen Regionen der Insel.

Maria Frontera muss ständig und zu zahlreichen Themen Stellung beziehen: Einreiseregeln, das Corona-Zertifikat, Qualitäts- und Exzess-tourismus. Sie tritt gerne in ferrarirotem Blazer und mit offenem Haar vor Kameras. Maria Frontera ist blond, was für eine Mallorquinerin ungewöhnlich ist. Die Farbe gab ihr ihre dänische Mutter mit. Genauso wie ihren zweiten Nachnamen: Hjørngaard.

Wer Maria Frontera Hjørngaard mit einem Wort beschreiben müsste, käme womöglich auf: Familienmensch. Sie selbst sagt, dass sie eine halbe Fußballmannschaft betreut, weil sie sich um sechs Kinder kümmert. Drei sind ihre eigenen, sie leben in Madrid, Miami, Dänemark. Die anderen sind der Nachwuchs ihres zweiten Mannes Andrés Vidal, Chef mehrerer Autohäuser auf Mallorca. Das Paar ist seit 15 Jahren verheiratet und die Fußballmannschaft zwischen 19 und 29 Jahre alt.

Maria Frontera fordert dieser Tage immer wieder, dass das Corona-Zertifikat – also die 3G-Regel – auf den Balearen auf so viele Lebensbereiche wie möglich ausgeweitet wird. Auf Kongresse, Friseursalons, Hotels, Zusammenkünfte vieler Menschen jeglicher Art. Die Mallorquinerin schließt nicht aus, dass aus einer 3G-Regel 2022 eine 2G-Regel werden könnte. Die Gesundheitsbehörden verfügten über Daten, inwiefern Ungeimpfte Treiber der Pandemie seien.

In Deutschland ist diese Restriktion seit einigen Wochen in Kraft. Wird sie auch auf Mallorca angewandt, dürften nur Geimpfte und Genesene in Herbergen auf der Insel einchecken. Will Frontera das wirklich? Sie legt sich nicht fest und sagt: „Die Politiker müssen das je nach Lage entscheiden.” Nichtsdestotrotz ist Urlaub auf der Insel für Ungeimpfte kostspielig. In die Hotelrestaurants gelangen sie nur mit einem frischen Antigentest, der im Gegensatz zu Deutschland in einer Privatklinik rund 20 Euro kostet. Frontera möchte auch, dass Testen in Spanien gratis wird.

Wenn Maria Frontera von den Wirren der Corona-Pandemie abschalten will, schwimmt sie gerne im Meer oder Schwimmbad und liest historische Romane von skandinavischen Autoren. Sie geht auch gerne mit ihrem Mann und den Kindern in den Bergen rund um Port de Sóller wandern. Ziele sind etwa Deià oder die Cala Tuent; das sind kurze Spaziergänge von eineinhalb bis drei Stunden, sagt Frontera. Mit ihr unterwegs sind auch ihre zwei Hunde Smuk, was auf Dänisch „hübsch” heißt, und Llongo, was der spanischen Aussprache ihres zweiten Nachnamens entspricht. Mit dem Spanischen Mastiff und dem Rhodesian Ridgeback geht sie auch jeden Morgen um 6.30 Uhr eine Stunde lang spazieren.

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Corona schweißt den Hotelverband Fehm und die Balearen-Regierung stärker zusammen. Vor März 2020 gab es immer wieder Differenzen darüber, wie der Tourismus auf den Inseln ausgerichtet sein soll. Die Politiker wollten die Anzahl der Urlauber begrenzen, die Hoteliers sahen das kritisch. Nun kämpfen beide dafür, Mallorca zu einem sicheren Reiseziel zu machen. Als Frontera am Mittwoch, 15. Dezember, als unumstrittene Verbandspräsidentin auf die Bühne trat, applaudierten ihr im Saal Ibiza des Kongresspalasts auch die regierenden Spitzenpolitiker der Balearen, Francina Armengol, Iago Negueruela und Catalina Cladera.

Frontera beharrt darauf: Das touristische Modell der Inseln langfristig auf mehr Qualitätsurlauber umzustellen, dürfe nicht ohne die Ergebnisse von Marktanalysen geschehen. Wird etwa ein Minus bei der Quantität durch ein Plus bei der Qualität aufgefangen? Auch die spanische Zentralregierung in Madrid möchte die Pro-Kopf-Ausgaben der Urlauber steigern.

Frontera hingegen verweist darauf, dass die Hoteliers diesen Prozess schon längst angestoßen haben. 62 Prozent der Herbergen auf Mallorca seien Vier- und Fünf-Sterne-Häuser. „In den vergangenen acht Jahren hat die Privatwirtschaft zwei Milliarden Euro investiert, um Hotels moderner zu machen.” Die öffentliche Hand habe da nicht mitgehalten. Die Städte und Gemeinden sollten dafür sorgen, dass Gehwege in gutem Zustand und ausreichend beleuchtet seien, fordert die Verbandschefin.

Maria Fronteras Hotel ist das Marina in Port de Sóller in erster Meereslinie. Ihre Großeltern mieteten vor 90 Jahren das Haus einer französischen Familie, ihre Eltern kauften es und richteten den Gästebetrieb ein. Die Kinder, Frontera hat eine jüngere Schwester sowie einen jüngeren Bruder, halfen mit. Ihr eigener Weg war deshalb vorgezeichnet, sagt Maria Frontera. Sie studierte International Business in Irland, England und den Vereinigten Staaten. Insgesamt fünf Jahre lebte sie „fuera”, fern der Insel, wie die Einheimischen sagen. Auch in Deutschland, in Hamburg, lebte Maria Frontera einen Monat lang. Sie spricht Englisch, Französisch, Dänisch und Deutsch auf unterschiedlichen Niveaus.

Das Marina ist derzeit geschlossen, trotzdem hat die Hotelierin viel zu tun. Das Haus müsse instand gehalten, Reservierungsanfragen beantwortet werden. Dann ist da noch die unentgeltliche Arbeit für Fehm, die per Videokonferenzen oder in den Bürogebäuden in Palma ansteht. Den Anteil der Verbandsaufgaben an ihrem Alltag kann Frontera nicht nennen. Eine Woche ist es ein Verhältnis von 80 zu 20, dann ist es wieder umgekehrt.

Wenn es in Gesprächen mit Kollegen mal wieder um das Ansehen Mallorcas geht, betont Frontera, dass „die Insel eine Partydestination bleiben darf”, auch wenn Initiativen wie „Palma Beach” gleichzeitig den Exzesstourismus bekämpfen. In Restaurants zu Abend essen, danach Cocktails trinken, tanzen gehen: „Feiern gehört zum Urlaub”, sagt Frontera. „Aber jeder sollte sich so verhalten, wie er es in seinem Heimatland tut.”

(aus MM 52/2021)