Immer mehr Deutsche klagen ihre Fluggastrechte ein und sorgen für viel Arbeit an deutschen Gerichten. | David Arquimbau Sintes

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Voller Vorfreude wartet man auf den Flieger Richtung Mallorca-Urlaub, doch dann verspätet sich der Flug oder wird komplett storniert – wer das schon einmal erlebt hat, weiß, wie nervenaufreibend eine Reise sein kann. Deshalb gehen bei deutschen Gerichten immer mehr Klagen von Fluggästen gegen Airlines ein. Insgesamt waren es im vergangenen Jahr mehr als 125.000 Klagen, das sind so viele wie nie zuvor. Im Vergleich zum Vorjahr ist ein Plus von rund 80 Prozent verzeichnet, berichtete die Deutsche Presse-Agentur und bezog sich auf die Zahlen des Deutschen Richterbundes.

Bundesweit gingen die meisten Klagen beim Amtsgericht Köln ein. Dabei steht eine deutsche Airline besonders im Fokus: die Lufthansa AG. Auf MM-Anfrage antwortet eine Sprecherin des Gerichts: "Am Amtsgericht Köln richten sich die meisten Klagen gegen die Lufthansa AG. Dies liegt daran, dass die Lufthansa ihren Sitz in Köln hat und damit der örtliche Gerichtsstand des Amtsgerichts Köln begründet wird." Die meisten Fluggäste klagten auf Entschädigung wegen Flugverspätung oder -stornierung, erklärt sie weiter. Lesen Sie hier nach, welche Rechte Sie haben, wenn sich Ihr Mallorca-Flieger verspätet oder gestrichen wird.

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Davon betroffen sind auch die Tochtergesellschaften der Lufthansa, wie etwa die Airlines Eurowings und Discover, die zahlreiche Routen zwischen der Bundesrepublik und Mallorca bedienen. Am Amtsgericht Köln sind 2023 insgesamt 36.765 Klagen in Fluggastsachen eingegangen. Weitere 463 Verfahren betrugen Reisevertragssachen, so die Pressesprecherin. Der Richterbund sieht Portale, mit denen Fluggäste ihre Ansprüche schnell und einfach durchsetzen können, als einen wesentlichen Grund für die Entwicklung bei den Gerichten – wie etwa flightright.de. "Viele Amtsgerichte ächzen unter einer neuen Welle von Fluggastverfahren", heißt es in der Meldung der Deutschen Presse-Agentur.

Die Justiz habe reagiert und versuche, "Fließbandklagen", mit denen Anwaltskanzleien und Inkassodienstleister viele Gerichte überhäuften, mit moderner Technik besser zu bewältigen. In Frankfurt wurde zum Beispiel ein KI-Assistenzprogramm erprobt. Dieses kann nach Angaben des hessischen Justizministeriums Schriftsätze analysieren, Metadaten auslesen sowie Richterinnen und Richtern Textbausteine für ein Urteil vorschlagen. Die erfolgreiche Entwicklung des Prototyps "Frauke" stößt auch in Brandenburg auf Interesse: Im vergangenen November vereinbarten die beiden Länder eine Zusammenarbeit.