Ungebetener Besuch auf Ihrem Grundstück? Sicher nicht, wenn es ein eingetragener "Coto" ist.

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Für viele Finca-Besitzer auf dem Land und Umweltschützer auf Mallorca war das "Refugio de Fauna" oder "Refugio de Caza" bislang der wirksamste und gleichzeitig auch der günstigste Schutz vor ungebetenen Jägern. Diese Rückzugsgebiete für Tierarten, die auf der Abschussliste der Jäger stehen, müssen eine Mindestgröße von zehn Hektar haben und konnten von Finca-Besitzern oder Gruppen von Landbesitzern kostenlos registriert werden.

Damit wird in naher Zukunft Schluss sein, der Inselrat will dafür in Kürze eine Gebühr erheben, die entsprechende Verordnung befindet sich bereits im Genehmigungsverfahren. "Damit wird dieses Konzept massiv angegriffen", sagt Toni Muñoz von der Naturschutzvereinigung GOB, die derzeit eine Kampagne gegen die Maßnahmen startet.

Bei Kosten von durchschnittlich 400 bis 500 Euro pro Jahr würden viele Fincabesitzer künftig lieber darauf verzichten, zumal wenn sie nicht auf Mallorca wohnten. Die Folge: Die Jagdaktivität nehme extrem zu. Muñoz glaubt, dass die Jägerlobby massiv Druck ausgeübt habe. Die mehr als 20.000 Jäger auf den Balearen wollten schlichtweg mehr Jagdmöglichkeiten.

Joan Escalas, Jagddezernent beim Inselrat, hält dagegen. "Das Rückzugsgebiet für Tiere ist für biologische Studien gedacht. Das müssen die Landbesitzer auch nachweisen. Wir müssen das überprüfen und das kostet wiederum Geld", sagt Escalas. Die Gebühr sei also eine logische Konsequenz. Escalas geht davon aus, dass von den bestehenden 70 einige wieder "einkassiert" werden. "Ein Refugio dient nicht dazu, Jäger abzuhalten."

Was können also Finca-Besitzer tun, die keine Jäger auf ihrem Grundstück wünschen? Das Einfachste ist: einzäunen. Als Alternative: Einen Coto de Caza, also ein Jagdgebiet deklarieren. "Das ist deutlich günstiger und Sie können bestimmen, ob und wer bei Ihnen jagt", sagt Escalas.

Ein einfaches Jagdgebiet kostet 8,80 Euro pro Hektar, ein Rückzugsgebiet 17,56 Euro. Auch das wird von den Naturschützern kritisiert, von Escalas aber mit höherem Arbeitsaufwand erklärt. "Das Jagdgebiet wird alle fünf Jahre überprüft, das Refugio jedes Jahr." Aber, so Escalas, sei ein Refugio einmal anerkannt, bekomme der Besitzer 75 Prozent seiner Jahresquote zurück.

Es bleibt dabei: Wer sein Grundstück nicht einzäunt, muss mit Jägern rechnen. In der Regel dürfen diese aber nicht näher als 100 Meter an das Haus. Weingutbesitzer Marc Gayda, selbst Jäger, hat sein Grundstück in Son Artigues in der Gemeinde Porreres als Jagd deklarieren lassen.

"Wer zu mir kommt, muss sich anmelden", sagt er. Er selbst halte sich auch daran, direkt neben ihm hat ein Landbesitzer ein "Refugio" angemeldet. "Sollte sich ein angeschossener Hase dorthin verirren, sichere ich die Waffe, lege sie ab und gehe zu Fuß rüber. Die Privatsphäre muss natürlich immer gewahrt werden, in seinem Pool werde ich nicht nachschauen", versichert Gayda.

Jäger seien aber notwendig auf Mallorca, um die Tierpopulationen zu kontrollieren. Laut Escalas gibt es aktuell ein großes Problem mit Ringeltauben. "Das ist eine wahre Plage, vor allem dort wo es Pinienbäume gibt, zum Beispiel an Golfplätzen oder in Hotelanlagen." Derzeit seien Mitarbeiter des Inselrats häufiger unterwegs. Geschossen wird natürlich nur nachts.