Strompreise am Klettern: Mitarbeiter eines Energiekonzerns auf Menorca überprüfen einen Starkstrommast. Archiv Utima Hora / REE

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Es ist kalt, es ist ungemütlich - und pünktlich zur Winterzeit ziehen die Großhandelspreise für Strom an. Bei mehr als 100 Euro pro Megawattstunde liegen die Tagesspitzen derzeit - rund 40 Euro mehr als im Sommer, ein historischer Anstieg.

"Da kann man als Verbraucher nicht gegensteuern", beklagt Alfonso Rodríguez vom balearischen Verbraucherschutzverein "Consubal". Man sei den Schwankungen quasi hilflos ausgeliefert. Seit der Liberalisierung des Strommarktes im Jahr 2014 hat sich das noch verschärft. Nicht nur der eigene Verbrauch, der von Monat zu Monat schwankt, ist seitdem ausschlaggebend für die Höhe der Stromrechnung, sondern eben auch die sich stündlich ändernden Großhandelspreise, die in etwa die Hälfte der Stromrechnung ausmachen. Zumindest dann, wenn man einem der PVPC-Tarife ("Precio Voluntario para el Pequeño Consumidor") unterliegt.

Mittlerweile gibt es zahlreiche Stromanbieter, zwischen denen die Verbraucher wählen können, die auf das PVPC-Modell zurückgreifen. "Aber letztlich sind die Unterschiede der angebotenen Tarif-Varianten verschwindend gering", so Rodríguez. "Die Kosten unterscheiden sich für Durchschnittshaushalte letztlich nur um ein oder zwei Prozent."

Wer sich trotzdem die Mühe machen möchte, den günstigsten Tarif zu bekommen, der müsse sich durch die Internetseiten der Anbieter klicken und selbst vergleichen. "Das ist recht kompliziert, da die angegebenen Informationen häufig nicht vollständig oder zu unspezifisch sind", so Rodríguez.

Eine Alternative zu den von der Strombörse abhängigen PVPC-Tarifen sind die Festpreis-Verträge, die ebenfalls von zahlreichen Firmen angeboten werden. Rodríguez rät davon aber ab. Häufig seien die Kosten unterm Strich letztlich höher, da sich im Kleingedruckten oft Mehrkosten verstecken und die Grundgebühr meist höher ist.

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"Eigentlich kann man nur eins tun, um hohe Kosten zu vermeiden: So wenig Strom verbrauchen wie möglich", resümiert Rodríguez. "Das ist natürlich gerade bei Kälte nicht leicht, aber man sollte es versuchen." Helfen kann zum Beispiel, elektronische Geräte nicht im Standby-Modus zu lassen, sondern sie komplett auszuschalten, wenn sie nicht im Gebrauch sind. Praktisch sind auch Steckerleisten, die sich per Schalter ein- und ausknipsen lassen. Geräte, die nur im Sommer gebraucht werden, wie zusätzliche Kühltruhen, sollten für die Winterzeit komplett ausgeschaltet werden. Auch sollte man auf Energiesparlampen umsteigen.

"Wichtig ist außerdem zu prüfen, ob man die im Vertrag festgeschriebenen Stromkapazitäten überhaupt benötigt", so Rodríguez. Die bei Vertragsabschluss vereinbarte Gesamtleistung ("potencia contratada") ist nämlich ausschlaggebend für die Grundgebühr, die den zweiten Teil der Stromrechnung ausmacht. Wie viel Energie ein Haushalt wirklich verbraucht, kommt nicht nur auf die Anzahl der Personen und deren Konsumverhalten an, sondern auch auf das Haus und dessen Wärmedämmung. In frei stehenden Häusern fallen durchschnittlich fast doppelt so hohe Kosten an wie in Wohnungen in Mehrfamilienhäusern. Zahlreiche Verbraucherschutzorganisationen bieten daher auf ihren Internetseiten Bedarfsrechner an, die den Konsumenten helfen, angemessene Werte für die Gesamtleistung zu ermitteln.

Aufs spanische Festland zu ziehen, wäre übrigens keine Lösung. Rodríguez: "Die Strompreise sind spanienweit gültig. Da sind die Balearen ausnahmsweise mal keine Ausnahme."

INFOS AUS DEM NETZ.

Die schwankenden Stundenpreise sind einsehbar unter https://www.esios.ree.es/es/pvpc 
Einen Bedarfsrechner zur Ermittlung einer angemessenen Grundgebühr gibt's auf http://www.bajatelapotencia.org/

(aus MM04/2017)