Kristallklar ist das Meer vor der Küste des Naturparks. | Jonas Martiny

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Fast zu schön um wahr zu sein ist es an diesem Novembervormittag im Naturpark Mondragó. In den beiden Badebuchten schwappt das Wasser kristallklar an die Felsen, während am Sandstrand nur wenige Badegäste in der warmen Herbstsonne liegen. Im Schatten zwischen den Kiefern, die hier bis an die Küste dicht gedrängt stehen, tänzeln die Schmetterlinge. Vögel zwitschern. Man kommt nicht um den Gedanken herum: So also war Mallorca, als es noch unberührte Ecken gab!

Derart idyllisch aber geht es hier nur in der Nebensaison zu. Im Sommer herrscht auch in dem unter Naturschutz stehenden Gebiet unweit von Santanyí das übliche Gedränge. Ausflugsboote schaffen stündlich Dutzende Urlauber heran, die beiden Parkplätze sind voller Autos und am Strand findet man kaum noch einen freien Quadratmeter, um sein Badetuch auszubreiten.

"In der Sommersaison, die immer länger dauert, ist der Andrang groß, die Strände sind meist völlig überfüllt", bestätigt Puig Carbonell, Direktorin des Naturparks. "Im Winter dagegen kommen die Leute in erster Linie, weil sie den Park kennenlernen wollen." Die fünf ausgeschilderten Spazierwege sind dafür besonders gut geeignet.

Um die Massen kontrollieren und gleichzeitig die Besonderheiten dieses Küstenstreifens schützen zu können, hat die Balearen-Regierung im Frühjahr einen neuen Nutzungsplan verabschiedet, nachdem der vorherige fast 30 Jahre in Kraft gewesen war, ohne aktualisiert zu werden. Am 18. November 1992 war das Grundstück per Dekret zum Naturpark erklärt worden, nachdem es in den 1980er-Jahren Pläne eines deutschen Unternehmens zur Bebauung gegeben hatte.

Die wichtigste Neuerung ist laut Carbonell die Unterteilung des Parks in sogenannte Ausschlusszonen, in denen keinerlei menschliche Aktivität gestattet ist, in Zonen, in denen strenge Beschränkungen gelten und solche, in denen es wenige beziehungsweise gar keine Limitierungen gibt – "je nach Empfindlichkeit der Umwelt", so Carbonell. Auf dieser Grundlage wurden die öffentliche Nutzung des Parks neu geregelt, die Zufahrten, die Kontrolle der Besucherkapazität, Forschungs- und Umwelterziehungsprojekte.

Vor allem der Zugang zum Park ist ein heikles Thema. In der Vergangenheit näherten sich viele Besucher über kleinere Landstraßen und parkten dort dann "wild". Das wurde zunehmend zum Problem, sodass die Menschen nun verstärkt zu den beiden offiziellen Parkplätzen geleitet werden sollen. Dadurch ist auch die indirekte Beschränkung der Besucherzahl möglich.

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Laut Parkverwaltung hat der Parkplatz unweit des S’Amarador-Strandes (Zufahrt über die Ma-6102 in Richtung Cala Figuera und den Camí del Cap de Sa Paret) eine Kapazität von 213 Autos, drei Bussen und 33 Motorrädern. Auf den Parkplatz unweit des Font-de-n’Alis-Strandes passen 181 Pkw, zwei Busse und 18 Motorräder (Ma-19 und Carretera de Cala Mondragó). In der kleinen Hütte am östlichen Parkeingang (Carretera de Mondragó), die täglich von 9 bis 16 Uhr geöffnet ist, sitzt üblicherweise ein Parkmitarbeiter, der Fragen von Besuchern beantwortet. Außerdem gibt es eine kleine Ausstellung zu Flora und Fauna der Gegend.

Beide Parkplätze sind in der Sommersaison kostenpflichtig, jetzt, in der Nebensaison, kann man sie gratis nutzen. Von Cala d’Or aus gibt es im Sommer eine etwa stündlich verkehrende Buslinie. Ausflugsboote dürfen im Park keine Passagiere an Land bringen, das Ankern vor der Küste aber ist nicht durch den Nutzungsplan geregelt, da der Mondragó-Naturpark im Gegensatz zu anderen ausschließlich Land umfasst, kein Meer.

Er zeichne sich dadurch aus, dass er geradezu ein "Mosaik" unterschiedlicher Landschaftsformen darstelle, erklärt Carbonell. Dünen, Wälder aus wilden Oliven, Küstenwacholder und Kiefern wechselten sich mit in Trockenkultur bebauten Äckern ab. Es gibt einen Süß- und einen Salzwasserteich, an der zerklüfteten Küste findet man felsige Abschnitte und Sandbuchten, Klippen, Sturzbäche und Wasserbecken.

Der Naturpark Mondragó, der gleichzeitig auch ein Vogelschutzgebiet ist, umfasst 766 Hektar, davon befinden sich allerdings lediglich 95 im Besitz der öffentlichen Hand. Beim Großteil der Fläche handelt es sich um recht kleinteilig parzellierte Landgüter in Privatbesitz. Ungewöhnlich ist auch, dass sich im Park zwei touristische Unterkünfte befinden, ein Dreisterne-Hotel und ein Hostal, die beide bereits über den Winter geschlossen haben.

Der Spagat zwischen privater Nutzung und Umweltschutz ist nicht immer leicht zu bewältigen. Das zeigt auch der Fall eines der Chiringuitos am Strand Font de n’Alis. Schon vor Monaten hatte die Küstenbehörde den Abriss des Traditionslokals verfügt, das seit vielen Jahren mitten auf dem Strand steht. Der Chiringuito erschwere insbesondere die natürliche Regeneration der Dünenlandschaft. Künftig soll es nur noch eine abbaubare Strandbude geben.

Laut Carbonell ließ sich kein Eigentümer ausfindig machen, der zum Abriss hätte verpflichtet werden können. Deshalb hat das balearische Umweltministerium nun die Gemeinde Santanyí aufgefordert, bis Jahresende die Abrissverfügung umzusetzen. Andernfalls werde man selbst tätig werden. "Es ist noch nicht möglich, ein genaues Abrissdatum zu nennen", so Carbonell.