MM sprach mit Thomas Ellerbeck, Mitglied des Executive Committee TUI Group und Vorstandsvorsitzender der internationalen TUI Care Foundation über Nachhaltigkeit und die Umweltprojekte auf der Insel. | TUI/Christian Wyrwa

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Mallorca Magazin: Wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem Video-Projekt von Sibylle Tiessen?

Thomas Ellerbeck: Reisen hat viel mit dem Interesse an Menschen, Natur, lokaler Kultur und Tradition zu tun. Mallorca ist eine Insel der Vielfalt – was Natur und Kultur angeht, aber auch in Bezug auf die großartigen Menschen, die hier leben. Menschen, die faszinierende Geschichten zu erzählen haben und die Insel mit ihren Ideen und ihrem Schaffen prägen. Sie machen Mallorca zu einem einzigartigen Ort in Europa. Das Video-Projekt soll genau diese Vielfältigkeit Mallorcas zeigen und damit auch den Blick auf die Insel verändern. Mallorca ist eben weit mehr als Sonne, Meer und Strand – es ist aus meiner Sicht einer der spannendsten und dynamischsten Plätze in Europa.

MM: Welche Rolle spielt Mallorca für die Tourismusbranche?

Ellerbeck: Mallorca hat als eine der beliebtesten Urlaubsregionen in Europa für Urlauber und die Tourismusbranche eine sehr große Bedeutung. In vielen Bereichen ist Mallorca auch Vorbild für andere Urlaubsländer. Mit TUI reisen fast zwei Millionen Urlauber auf die Balearen, wir beschäftigen hier Tausende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und mit TUI Musement hat eine der innovativsten Gesellschaften des Konzerns ihren Sitz auf der Insel. Und der Tourismus seinerseits hat für die Balearen eine immense Wichtigkeit. Was wir auf Mallorca sehen, gilt für viele Regionen in der Welt: Der Tourismus schafft Arbeitsplätze und lokale Wertschöpfung. Er stärkt aber auch Sozial- und Umweltstandards, trägt zum kulturellen Austausch und zur internationalen Verständigung bei. Aber natürlich muss er verantwortungsvoll gestaltet werden. Tourismuswachstum braucht Leitlinien, wie wir mehr Nachhaltigkeit und lokale Partizipation erreichen. Wichtig ist aber, dass die Politik vor Ort, die Menschen, die auf Mallorca zu Hause sind, und die Unternehmen gemeinsam daran arbeiten. Aber Nachhaltigkeit wird zu häufig auf Ökologie reduziert – es geht um drei gleichberechtigte Komponenten: ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit.

MM: Welche Bedeutung hat Nachhaltigkeit für den Tourismus?

Ellerbeck: Die Zukunft des Tourismus ist nachhaltig. Daran besteht kein Zweifel. Der ganze Sektor ist nun am Beginn einer nachhaltigen Transformation. Wir arbeiten daran, den Verbrauch von Ressourcen weiter zu reduzieren – das betrifft insbesondere das Thema Energie und Kraftstoffe. Und wir wollen dafür sorgen, dass die Beteiligung der lokalen Bevölkerung weiter gestärkt wird. Es sind die Menschen, die den Erfolg einer Urlaubsdestination ausmachen. Deshalb müssen sie auch davon profitieren, wenn Gäste kommen – angefangen bei den lokalen Händlern und Restaurants bis hin zu lokalen Landwirten, die Hotels und Restaurants beliefern.

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Bei der TUI nehmen wir das sehr ernst und haben uns mit unserer Nachhaltigkeitsagenda ehrgeizige Ziele gesetzt – gerade im Bereich CO2 und Klimaschutz. Mit der Science Based Targets Initiative, die unter anderem vom WWF ins Leben gerufen wurde, haben wir uns für alle Teile unseres Geschäfts wissenschaftlich untermauerte Ziele gesetzt, für unsere Fluggesellschaften, Kreuzfahrtschiffe und für die TUI Hotels. Und auch für die Transfers am Boden arbeiten wir daran, die Emissionen signifikant zu reduzieren. In Palma wollen wir beispielsweise einen Shuttle testen, der mit umweltfreundlichem Wasserstoff fährt. In anderen Destinationen haben wir bereits für den Gäste-Service unserer Reiseleiter, die von Hotel zu Hotel fahren, Autos gegen E-Bikes ausgetauscht. Das sind einfache Schritte, die aber sofort Wirkung zeigen.

MM: Wann und warum wurde die TUI Care Foundation ins Leben gerufen?

Ellerbeck: Die TUI Care Foundation haben wir 2016 als international tätige Stiftung gegründet. Sie setzt sich als vom Unternehmen unabhängige Organisation für die nachhaltige Entwicklung von Urlaubsregionen ein. Der Grundgedanke ist, wir wollen die Chancen des Tourismus für die Entwicklung der Urlaubsdestinationen nutzen – meist zusammen mit lokalen Partnern. Inzwischen ist die Stiftung in über 30 Ländern auf der ganzen Welt aktiv mit eigenen Programmen. Wir konzentrieren uns auf vier Kernbereiche: Bildung und Ausbildung, Meeresschutz, den Schutz der lokalen Natur und Kultur und die Förderung von lokalem Unternehmertum. Wir ermutigen und unterstützen Gründer, die eigene Unternehmen im Umfeld des Tourismus-Sektors gründen. Oft bedarf es nur eines kleinen Anschubes, um vor Ort riesige Änderungen anzustoßen. Gerade während der Pandemie haben viele Familien und Unternehmen erlebt, was passiert, wenn Touristen nicht in die Urlaubsdestinationen reisen. Die TUI Care Foundation hat in dieser Zeit auch auf Mallorca Programme gestartet.

MM: Inwiefern kann die TUI Care Foundation die Balearen fördern? Welche Projekte werden bereits unterstützt und welche Projekte sind für die Zukunft geplant?

Ellerbeck:Die Balearen sind in vielen Bereichen sehr stark aufgestellt. Seit einigen Jahren steht Nachhaltigkeit weit oben auf der Agenda. Und auch der Ausbildungsstandard ist hier natürlich sehr hoch. Aber es gibt trotzdem viele Bereiche, wo die Stiftung mit ihrer Arbeit einen Unterschied machen kann und positiven Wandel unterstützt. In einem breit angelegten Meeresschutzprogramm setzen wir uns auf den Balearen zum Beispiel für die Renaturierung von Meeresbuchten ein. Gemeinsam mit Meeresschützern vor Ort. Die Balearen besitzen eine wunderschöne Meeresumwelt, die es zu bewahren gilt. Wir arbeiten derzeit auch an einem Landwirtschaftsprojekt, das nachhaltigen Anbau fördern wird und landwirtschaftlichen Betrieben neue Einkommensmöglichkeiten eröffnet. Und auch das Thema Wiederaufforstung steht auf unserer Projektliste für Mallorca. Der TUI Wald auf Mallorca ist heute eine Blaupause für Wälder, die wir als TUI Care Foundation gemeinsam mit den Gästen an möglichst vielen Orten auf der Welt schaffen wollen.

MM: Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit Hoteliers und Unternehmen?

Ellerbeck:Die Hoteliers sind wichtige Partner, zum Beispiel bei Bildung und Ausbildung. Die TUI Care Foundation setzt die Projekte auf und unterstützt sie natürlich finanziell. Aber die finanzielle Komponente alleine führt nicht zum Erfolg. Man braucht die richtigen Ideen und vor allem die richtigen Teams, die vor Ort umsetzen und unterstützen. Wir haben starke Projektpartner und wir haben mit den Kolleginnen und Kollegen und den Partnern der TUI einen riesigen Pool von Unterstützerinnen und Unterstützern im Rücken. Da ist viel Energie und es bringen sich auch sehr viele Hoteliers mit ein – zum Beispiel RIU Hotels und Resorts, die ja hier auf Mallorca ihre Heimat haben. Auf diese Weise können wir enorme Tourismusexpertise aus der Praxis einbringen und den Zugang zu einem breiten Tourismusnetzwerk schaffen. Das macht für den Erfolg von Projekten in vielen Fällen den Unterschied. In diesem ganzheitlichen Ansatz liegt die besondere Stärke der TUI Care Foundation – das macht die Stiftung im Tourismusumfeld einzigartig.