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Die Fakten sprechen eine klare Sprache: Die Krise hat Mallorca noch immer fest im Griff, auch nach fünf Jahren. Die Arbeitslosenquote ist enorm, das Bruttoinlandsprodukt schrumpft, die Verschuldung der Städte und Gemeinden erreicht immer neue Höchstwerte, die öffentliche Hand fährt ihre Investitionen seit Jahren zurück, Sozialleistungen und Arbeitnehmerrechte werden gekürzt, die Steuern steigen, das Renteneintrittsalter auch. Immer mehr Firmen gehen pleite, immer mehr Menschen können ihre Hypotheken nicht bezahlen. Dazu kommt, dass Spanien ein Land ist, in dem es keine Sozialleistungen gibt, wie man sie etwa aus Deutschland kennt. Eine gesetzlich garantierte Grundsicherung etwa existiert hierzulande nicht. Obendrein hat sich zwar das allgemeine Preisniveau längst weitgehend mitteleuropäischen Standards angeglichen, die Gehälter aber haben mit der Teuerung der vergangenen Jahre bei Weitem nicht Schritt gehalten. Manche Vorschläge wirken angesichts dieser Zustände reichlich weltfremd. Dazu zählt zweifellos die Forderung der EU-Kommission und des Internationalen Währungsfonds, Spaniens Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände sollten sich auf eine zehnprozentige Gehaltskürzung einigen, um die Wettbewerbsfähigkeit des Landes zu verbessern. Die eigentliche Tragik dieser Krise aber offenbaren die nackten Zahlen nicht. Denn sie steckt in den menschlichen Schicksalen, die keine Statistik erfasst. Niemand kann sagen, welche Zukunft all die Langzeitarbeitslosen vor sich haben, die seit Jahren keinem geregelten Job nachgehen, oder die vielen jungen Berufseinsteiger ohne Perspektive, die bereits jetzt als verlorene Generation gelten. Die Zahl der Menschen, die in dieser Krise Jahre ihres Arbeitslebens und damit etwa auch künftige Rentenansprüche verloren haben, geht allein auf der Insel in die Zehntausende. Deshalb werden die Folgen der Krise auf Mallorca noch lange zu spüren sein - selbst wenn sie denn eines Tages doch noch zu Ende gehen sollte. Autor: Jonas Martiny