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Wer einmal in Norditalien war, weiß, wie die Auswüchse der „Strandindustrie“ aussehen können. Der öffentlich zugängliche Teil des Küstenabschnitts eines beliebigen Ortes hat die gefühlte Größe von zehn Badehandtüchern, der Rest wird privat bewirtschaftet, sprich: Er ist vom öffentlichen Teil durch Absperrungen getrennt, steht voller Liegen oder wird von einer Bar belegt. Wer sich hier aufhalten will, zahlt. So schlimm ist es auf Mallorca Gott sei Dank noch nicht und wird es wohl in absehbarer Zukunft auch nicht werden. Der Strand ist grundsätzlich öffentlich zugänglich und Strandbuden dürfen eine bestimmte Größe nicht überschreiten.

Deswegen kommen viele Leute zu den Stränden, deswegen können Hüttenbetreiber und Liegenvermieter dort auch ein gutes Geschäft machen. Doch alles hat seine Grenzen: Wenn der Slalom auf dem Weg zum Wasser durch Handtücher und Liegen lästig wird, wenn man bei 30 Grad sein Trinkwasser vergessen hat und trotzdem auf eine Flasche aus der Strandhütte verzichtet, weil sie drei Euro kostet, dann geht der Spaß am Strandbesuch verloren.

Mallorcas größtes Pfund ist seine Natur mit den wunderbaren Stränden und Buchten. Die Gemeinden tun gut daran, dieses Kapital zu bewahren. Wenn schwimmende Wasser-Hüpfburgen die Sicht auf das Wasser versperren – weg damit, auch wenn es den Gemeindekämmerer schmerzt. Die Hüpfburgen in Calvià sind ein weiteres Beispiel dafür, wie zu viel Kommerz den Strandgenuss kaputtmachen kann.

Deshalb muss dem ausufernden Bieterwettstreit um Strandlizenzen Einhalt geboten werden. Wenn der Café con leche an der Strandbude irgendwann fünf Euro kostet, die Liegen 25 Euro, dann wird der Strandbesuch zum Luxusunterfangen. Und dann hat man auf Mallorca irgendwann Verhältnisse wie in Rimini. Das kann nun wirklich niemand wollen. Wer anderer Meinung ist, kann ja mal Strandurlaub in Norditalien machen.