TW
0

Ein Hotelzimmer mit Blick auf die Baustelle ist eigentlich ein klarer Fall für Urlaubs-Inspektoren. Bagger statt Meerblick? Der Urlaub ist versaut. Dachte man. Die Playa de Palma, eins der Epizentren des Pauschaltourismus auf Mallorca, belehrt einen in diesem Jahr eines Besseren. Da wird gleich auf zwei Großbaustellen gewerkelt, geschweißt, gehämmert und gebaggert und in den benachbarten Hotels regt sich niemand auf. Die Leute wurden informiert und vor die Wahl gestellt: Umbuchen oder doch dahin, vielleicht mit etwas Ermäßigung? Kein Thema, die Leute arrangieren sich. Szenenwechsel: Die Ausgehmeile Calle Fábrica in Palma, beliebt bei Touristen und Einheimischen, ein Restaurant neben dem anderen, Gelächter, Essen, mediterranes Feeling pur. Und dann das: Schilder, die zur Ruhe aufrufen, ab Mitternacht laufen die Kellner mit dem Finger am Mund herum: Bitte aufessen, Klappe halten und dann ab ins Innere. An anderen Orten in der Altstadt ist sogar ab 23 Uhr Feierabend auf der Terrasse. Hier die akzeptierte Großbaustelle im Urlaubsparadies, dort Proteste gegen mediterrane Lebensart. Was ist hier eigentlich los? Wollen Anwohner und Residenten nur die Kulisse, aber kein Leben? Palmas Innenstadt ist ohnehin nicht gerade berühmt für spanische Feierkultur und dann noch geschlossene Terrassen ab 23 Uhr? Um die Uhrzeit geht mancher Madrilene erst essen. Man kann doch nicht das Flair der Alstadt wollen, aber kein nächtliches Leben auf der Straße dulden. Niemand redet von grölenden Horden um drei Uhr morgens, sondern von gepflegter mediterraner Ausgehkultur. Ein Bekannter erzählte mir dann noch von der Fiesta in seinem Wohnort, gewissermaßen einem Stadtteil von Palma. Dort stand auf dem zentralen Platz Musik auf dem Programm, mit DJ. Beginn: 0 Uhr. Der DJ sorgte dann bis 2.30 Uhr für Beschallung im ganzen Ort, an Nachtruhe war nicht zu denken. Große Freude kam auch beim Freund nicht auf, aber er sagte, das sei ja nur einmal im Jahr. Da scheint die mallorquinische Feierkultur noch in Ordnung zu sein. Autor: Thomas Zapp