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Jetzt also Mallorca. Die Verhaftung des 26-jährigen Marokkaners in Palma, der versucht haben soll, Kämpfer für den Islamischen Staat anzuwerben, hat weit über die Insel hinaus Wellen geschlagen. Gerät jetzt auch Mallorca ins Visier der Islamisten? Darauf gibt es bislang keine Hinweise, zumindest wenn man den Sicherheitsbehörden glaubt, die sich nämlich zu versichern beeilten, dass es sich um einen einzelnen Aktivisten handelt und nicht um eine Terrorzelle, die Anschläge auf Mallorca plante. Eine Überraschung ist die Verhaftung nicht. Es vergeht kaum eine Woche, ohne dass die spanische Polizei Unterstützer des Islamischen Staates ausfindig und dingfest macht. Dies zeigt zweierlei: In vielen spanischen Großstädten gibt es soziale Brennpunkte, in denen die Integration nicht funktioniert hat. Palmas Stadtteil Son Gotleu, in dem der Verhaftete lebte, ist dafür ein Paradebeispiel: Das stellenweise völlig vernachlässigte und heruntergekommene Viertel ist zum Einwanderergetto geworden, in dem Kriminalität, Arbeits- und Perspektivlosigkeit den Alltag bestimmen - ein idealer Nährboden für Extremismus. Die Verhaftung des IS-Aktivisten zeigt aber auch - und das wiegt deutlich schwerer -, dass die Sicherheitskräfte dieses Landes offenbar einen guten Job machen. Kaum ein Land hat mehr Erfahrung im Anti-Terrorkampf als Spanien. Jahrzehntelang versetzten die baskischen Separatisten der ETA die Menschen in Angst und Schrecken. Außerdem wurde Spanien bereits 2004 Opfer des islamistischen Terrors, als in Madrid bei Bombenattentaten fast 200 Menschen ums Leben kamen. Eine Folge dieser blutigen Vergangenheit: Spanien gilt als eines der europäischen Länder mit den schärfsten Anti-Terrorgesetzen. Während anderswo über Datenschutz und Persönlichkeitsrechte diskutiert wird, kennt die hiesige Polizei keine Skrupel bei der Verfolgung potenzieller Terroristen. Vor diesem Hintergrund kann man die jüngste Polizeiaktion in Palma als beruhigendes Signal verstehen. Eines aber ist ebenfalls klar: Wie an jedem anderen Ort gibt es auch auf Mallorca keine absolute Sicherheit.