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Da hat die linke Balearen-Regierung doch so etwas wie ihr Meisterstück abgeliefert: Seit vergangenem Freitag wird auf den Balearen die Steuer für nachhaltigen Tourismus kassiert - und keiner regt sich auf. Dem ersten Eindruck nach noch nicht einmal jene, die sie berappen müssen. Das ist gut gelaufen für Tourismusminister Biel Barceló & Co.. Im Grunde kann man sich noch immer fragen, warum Urlauber eine Zusatzsteuer entrichten müssen. Eine schlüssige Antwort wird man wohl nicht finden, es sei denn, man hängt der Ideologie an, dass der Tourismus die Wurzel allen Übels ist. Die wirklichen Beweggründe für die Schaffung der Kurtaxe sind so banal wie weit verbreitet: Die Region braucht neue Einnahmequellen. Dass es diesmal geräuschloser vonstatten ging als beim ersten Versuch vor 15 Jahren, hat eine ganze Reihe von Ursachen. Zum einen ist da die Tatsache, dass zahlreiche andere Zielorte vorgeprescht sind und die Urlauber daran gewöhnt haben, beim Einchecken erstmal die Geldbörse zu zücken. Außerdem hat die Regierung umsichtig agiert: Sie hat versprochen, die Steuer zweckgebunden einzusetzen - welcher Urlauber will keinen Beitrag zum Umweltschutz leisten? - und sie hat informiert. Ganz wesentlich für die Akzeptanz auf lokaler Ebene (selbst die Hoteliers murren nur noch leise) war jedoch etwas anderes: Mallorca boomt! Mit der Mahnung, Urlauber könnten wegbleiben, kann man derzeit weiß Gott niemanden erschrecken. Die Balearen-Regierung hat aber noch einiges auf der To-do-Liste. Nach den Urlaubern muss sie nun selbst liefern: Das Geld muss tatsächlich in Umwelt und Tourismus investiert werden, und zwar so, dass man es merkt. Sollten wie vor 15 Jahren nur irgendwelche Löcher gestopft werden, könnte es mit der Akzeptanz bald vorbei sein. Außerdem steht noch immer die Regulierung der Ferienwohnungen aus. Die Pauschalurlauber im Hotel zahlen brav, und die Gäste in irgendwelchen Airbnb-Apartments kommen um die Steuer herum. Gerecht ist das nicht - und ein Schönheitsfehler im Meisterstück. Autor: Bernd Jogalla