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Da gibt es nichts herumzudeuteln: Mallorca hat in diesem Sommer seine Belastungsgrenzen erreicht. Die Insel ist voll. Mehr geht nicht, oder besser: Mehr ist nicht wünschenswert. Und soweit sind sich auf der Insel auch alle einig. Aber dann hört es auf mit der Einigkeit. Streit gibt es schon in der Frage, wie man mit den Urlauber-Rekorden umgehen sollte. Da geschieht im Augenblick Bedenkliches. Bestimmte Parteien, Bevölkerungsgruppen und Medien haben vor allem eine Berufung: die angeblich fürchterlichen Zustände anzuprangern, die Mallorca den Garaus machen. Der Tourismus ist einfach an allem schuld. Als ob Probleme wie die Wasserknappheit ihre Ursache nicht auch in schlichtem Missmanagement hätten. Das ist in einer Region, deren einzige nennenswerte "Industrie" der Fremdenverkehr ist, unverantwortlich. Denn irgendwann wird die Botschaft bei den Touristen und bei den Einheimischen ankommen. Kommentare in den sozialen Netzwerken geben schon einen Vorgeschmack davon. Kein Wunder also, dass sich selbst der links-grüne Tourismusminister genötigt sieht, eine Pro-Urlauber-Kampagne zu starten. Ein bisschen blauäugig, aber immerhin ein Signal, vor allem an die eigenen Leute, die die Diskussion, die man jetzt wieder einfangen will, losgetreten haben. Die Klagen über die Massifizierung zum gegenwärtigen Zeitpunkt bringen zwar Einschaltquoten, aber sonst nichts. Deshalb wird in den kommenden Tagen nicht ein Urlauber weniger auf die Insel kommen. Eine grundlegende gesellschaftliche Debatte über die Zukunft des Tourismus muss kommen, aber in aller Ruhe und Besonnenheit. Sie zu moderieren und zu einem guten Ende zu führen, ist eine der größten Aufgaben der Insel-Politik. Wie kompliziert das Thema ist, zeigen schon die Nöte bei der Regulierung von Ferienwohnungen. Bei aller Sorge um die verlorene Stille Mallorcas sollte niemand vergessen, dass es sich bei dem Boom nach einer sieben Jahre währenden Krise um ein Luxusproblem handelt. Die türkischen Feriengebiete hätten gerne ein Stück ab davon. Autor: Bernd Jogalla