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Auch das Königshaus stehe nicht über dem Gesetz, kommentieren manche Medien das Urteil im Fall Nóos. Sie freuen sich über einen "Sieg der Justiz" und bejubeln die über sechsjährige Haftstrafe für Iñaki Urdangarin, den Mann von Infantin Cristina und Schwager von Felipe VI. Das greift zu kurz und macht eine Einzelperson zum Sündenbock für Fehler, die auch andere zu verantworten haben. Schließlich ist es kein Geheimnis, dass Urdangarin bei seinen halbseidenen Aktivitäten auf Mallorca und anderswo auch auf Empfehlungen aus dem Umfeld des Schwiegervaters zählen konnte. Dass Juan Carlos ein Jet-Set-Leben führte, ist ihm nicht unbedingt vorzuwerfen. Zumal er mit seinen weltweiten Kontakten, etwa zu arabischen Potentaten, immer wieder auch Aufträge für die Industrie beschaffte. Schon in jungen Jahren soll er sich laut Biografen zudem erfolgreich im Ölgeschäft betätigt haben. Der frühere Handballstar Urdangarin fand offenbar nichts dabei, seinen Status auf dreistere Art zu barer Münze zu machen, was sich nun als betrügerisch erweist. Bis heute haben er und seine Gattin aber wohl nicht ganz verstanden, was daran eigentlich illegal war (von "harmloser" Steuerhinterziehung einmal abgesehen). "Ich vertraue meinem Mann", ist Cristina felsenfest überzeugt - und will von Scheidung bisher nichts wissen. Der Riss geht mitten durch die Familie und führte zum Entzug des Titels "Herzogin von Palma". Das ist nicht allein angeborene Sturheit einer Bourbonin; es hat mit dem fahrlässigen Finanzgebaren der spanischen Boomjahre zu tun, angefangen bei Ex-Präsident Matas oder PP-Schatzmeister Bárcenas. Gut, dass seit 2014 ein neuer Stil herrscht, und ein studierter Politologe König ist. Felipe setzt nicht auf Business, sondern auf eine neutrale Schiedsrichterrolle. An den Vater gibt es hingegen Fragen. Etwa, was seine Vermögenserklärung betrifft. Gewählte Volksvertreter (außer Trump) machen ihre Situation in der Regel öffentlich bekannt. Transparenz vermeidet Interessenkonflikte und liefert Argumente gegen schwarze Schafe im eigenen Umfeld. Manchmal führt Aufrichtigkeit auch dazu, dass man sich in der Großfamilie wieder in die Augen schauen kann. Autor: Michael Meier