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Der "Fall Andratx" ist abgeschlossen, und auch der Prozessmarathon gegen die einstige "Prinzessin von Mallorca", Maria Antònia Munar, ist zu Ende . Die juristische Aufarbeitung von Korruptionsfällen, die die Politik und Gesellschaft der Inseln in den vergangenen zwei Jahrzehnten entscheidend geprägt haben, ist auf der Zielgeraden. Und nun das: Der Vizepräsident der Balearen-Regierung, Tourismusminister Biel Barceló, muss zurücktreten, weil er sich eine Reise in die Karibik bezahlen ließ. Verständliche Reaktion der Straße: Ja haben die denn gar nichts gelernt? Es geht um dasselbe Thema, die Korruption, und doch haben die Fälle wenig gemein. "Caso Andratx", Munar, Matas & Co. sind Bestandteile eines der dunkelsten Kapitel der jüngeren spanischen Geschichte. Es war, nicht nur auf den Balearen, gang und gäbe, dass Politiker die Hand aufhielten. Vehikel der Betrügereien war meist der völlig überdrehte Immobilienmarkt. Es schien ja alles so einfach, so normal. Aber: Es gehörte schon auch eine gehörige Portion krimineller Energie dazu. Nicht selten ging es um Millionen. Es war richtig, dass die Staatsanwälte von der Leine gelassen wurden und Richter teils langjährige Haftstrafen gegen die Drahtzieher verhängten. Denn sie haben der Demokratie großen Schaden zugefügt. Wie soll man junge Menschen zu politischer Arbeit motivieren, wenn sie Politik als ein schmutziges Geschäft ansehen!? Biel Barceló hat keine kriminelle Energie an den Tag gelegt, eher eine bodenlose Dummheit begangen, zumal er bereits angezählt war. Die Linkspolitiker müssen sich nun mal an ihren eigenen Maßstäben messen lassen. Sie wollten besser und sauberer sein, formulierten einen strengen "ethischen Kodex" - und stolpern zuweilen darüber. Barcelós Rücktritt war "alternativlos". Trotzdem kann man ihn nicht mit Munar in einen Topf werfen. Mit Barceló verliert der Govern einen seiner fähigsten Köpfe. Man muss seine Politik nicht mögen. Aber im Gegensatz zu einigen seiner Parteigenossen, die in Revoluzzer-Pose daherkommen, ist - oder war - Barceló ein ernst zu nehmender Realpolitiker. Autor: Bernd Jogalla