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Es war schon wild und verheerend, was früher auf der Insel in puncto illegale Immobilien geschah: Fast jeder konnte irgendwo irgendetwas bauen, und es passierte ihm gar nichts. Das hat sich inzwischen grundlegend geändert: Die „Agentur zur Verteidigung des Territoriums” greift hart durch. Dass sich eine Behörde an geltende Gesetze hält, ist schon bemerkenswert im Staate Spanien. Dennoch: Das, was das dem Inselrat zugeordnete Amt gerade veranstaltet, geht über das reine Walten von Amts wegen hinaus. Wenn jeder bescheidene Klo-Anbau an einer Finca als Anschlag auf die Identität der Insel gewertet und mit dem Abriss der Konstruktion bestraft wird, dann muss vermutet werden, dass hier auch ideologisch agiert wird. Und wenn etwa Drohnen eingesetzt werden sollen, um Flächen detailliert nach illegalen Konstruktionen auszuspähen, dann verletzt das die Privatsphäre der Menschen, die auf dieser unserer internationalen Insel doch einfach nur normal zusammenleben wollen. So unanständig entfesselt das illegale Bauen einst auf Mallorca vonstatten ging, so sehr tangiert die aktuelle Härte das jahrelang eingeübte liberale Grund-Selbstverständnis. Die sozialistische Ministerpräsidentin Francina Armengol mag noch so befreit von irgendwelchen Fotos lächeln, wichtig ist doch, was hinter der glänzenden Oberfläche geschieht. Und dort agieren auch Menschen, die auffallend ideologisch zuwege gehen. Links und zugleich regionalistisch bedeutet in Spanien eben leider oft autoritär und engstirnig. Richtig ist wohl, von Amts wegen einen Mittelweg zwischen anarchischer Laschheit und Härte zu finden, also gesetzeskonformes Handeln mit dem wohlbekannten spanischen Charme am Rande der Legalität zu vermählen. Das bedeutet, dass auch mal fünfe gerade gelassen werden sollten. Die Plattmacher des Inselrats sollten bedenken, dass allzu gnadenloses Handeln Investoren abschrecken könnte. Auch ihnen müsste am Herzen liegen, dass niemand auf der Insel allzu viel Angst haben sollte. Autor: Ingo Thor