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Es ist schon wieder passiert. Erneut schließen in Palma zwei emblematische Lokale, die vielen ein Begriff sein dürften: die Bar Abaco und der Jazz Voyeur Club. In Erinnerung sind noch Einkehr-Orte wie die Bar Cristal, das Café Lírico und und und. Es ist nachvollziehbar, dass viele das Dahinscheiden solcher Institutionen bedauern. Schließlich verliert damit Palma mehr und mehr an Individualität. Die Stadt nähert sich – wenn auch langsam – x-beliebigen anderen Städten an, die mit Burger King, Starbucks und dergleichen immer verwechselbarer werden.

Aber auch Institutionen haben halt Halbwertszeiten. Rechnen sie sich nicht oder werden sie altbacken oder unpopulär oder passen nicht mehr in die Zeitläufte, sind sie nicht mehr zu halten. Andererseits ist es auch schon passiert, dass die Betreiber solcher Geschäfte oder Lokale von einer exorbitanten Mietentwicklung überrollt wurden und schließen mussten, obwohl sie bei Kunden sehr beliebt waren. So erging es den Lenkern der Bar Cristal an der Plaça d’Espanya, die jahrzehntelang von ihrem angestaubten Vintage-Flair profitierte.

Wenn etwas Altes vergeht, muss es aber nicht zwangsläufig sein, dass eine Stadt wegen des Einzugs anderer Strukturen im Sauseschritt uninteressanter wird. Heutzutage haben halt die Ketten Geld und Macht. Und wenn die zuschlagen, haben es einzelne Betreiber trotz kreativer Ideen schwer, weil die Großen halt die Mietpreise nach oben treiben.

Dass Palma nur ansatzweise so öde wie etwa eine deutsche Ruhrgebietsstadt geworden ist, kann man selbstredend nicht sagen. Noch finden sich hier auffallend viele individuelle und traditionsreiche Lokale. Weshalb sich kaum einer Sorgen machen muss, irgendwann auf Langeweile zu stoßen. Zumal es auch positive Beispiele gibt, was die Wiederbelebung von Traditionellem angeht: Man denke nur an die Bäckerei Forn des Teatre, die jahrelang leer stand und jetzt floriert. Aber die Entwicklung in ihrem Lauf kann man nun mal auch hier nicht aufhalten.

Autor: Ingo Thor