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Man hatte sich in der Balearen-Regierung schon so sehr auf eine erfolgreiche Sommersaison gefreut: Die Corona-Lage blieb ruhig, die Deutschen buchten in Massen, die Briten dürfen endlich auf die Insel. Doch dann kam eine eiskalte Dusche: Hunderte spanische Abschlussschüler infizierten sich bei Mallorca-Reisen mit dem Coronavirus. Daraufhin stiegen die Inzidenzwerte in nur wenigen Tagen steil an.

Jetzt versucht man, so gut es geht gegenzusteuern: Man impft die Jüngeren, die Einreisenden aus Großbritannien, wo die Delta-Mutation grassiert, dürfen nur mit einem negativen Testergebnis auf die Insel. Noch sind andere Altersgruppen von Ansteckungen weitgehend verschont.

Doch das Kind ist in den Brunnen gefallen, das Image als Vorzeigeinsel ist gefährdet. Das liegt daran, dass man den inländischen Partytourismus unverständlicherweise einfach toleriert hat. Sogar ein Konzert für die feierfreudigen Jugendlichen war genehmigt worden. Kalt erwischt, reagierten Ministerpräsidentin Francina Armengol und ihre Minister über: Sie sperrten auch negativ getestete und sogar unbeteiligte Schüler in das Corona-Hotel in Palma. Und wurden von einer Richterin zurückgepfiffen. Hier seien Grundrechte eingeschränkt worden, argumentierte diese. So hatten Richter in Madrid auch schon Anfang Juni gesprochen, als es darum ging, die nächtliche Ausgangssperre aufzuheben.

Den sozialistischen und linkspopulistischen Insel-Regierenden ging es zu Recht darum, den Tourismus und damit die Wirtschaft zu retten. Doch sie waren unaufmerksam, weil sie den spanischen Partytourismus nicht verhinderten. Und sie nahmen es auf der anderen Seite mit dem Respekt vor Grundrechten nicht genau, was an ihnen haften bleiben dürfte. Jetzt muss es darum gehen, die Sommersaison noch halbwegs zum Laufen zu bringen, was möglich sein könnte. Aber alles hat im Rahmen von Recht und Gesetz über die Bühne zu gehen. Spätestens nach dem mit den Schülern verbundenen Richterspruch müsste das die im Volke immer unbeliebtere Regierung begriffen haben.

Autor: Ingo Thor