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Eigenartig ist es schon, dass einschlägige Verbände auf Mallorca noch nicht genau Buch darüber führen, wer was wann wo einkauft. Schon seit vielen Jahren ist zu beobachten, dass das Shopping ein eigenes Urlaubsvergnügen geworden ist. Man braucht sich nur in die Fußgängerzone Sant Miquel in Palma zu stellen, um zu bemerken, wie freudig erregt, ja zuweilen exaltiert ausländische Touristen sind, wenn sie in ihrer Heimat nicht so bekannte Modeläden wie Mango oder Des-igual betreten. Zustände in Shopping-Malls in New York oder Dubai lassen grüßen.

Den Drang vieler Ausländer, sich in den Ferien was Schönes für ihr sauer erarbeitete Geld geradezu feierlich zu leisten, scheinen auch viele Ladenbetreiber noch gar nicht so richtig begriffen zu haben. Wenn wie dieses Jahr an einem Herbstsonntag scharenweise Urlauber durch die Straßen der Stadt ziehen, aber deutlich mehr als die Hälfte der Geschäfte geschlossen sind, spricht das Bände. Es ist auch noch nicht so, dass in Deutschland oder Großbritannien oder sonstwo in Europa groß dafür Werbung gemacht wird, zum Shoppen in die Balearen-Kapitale zu kommen. Wünschenswert wäre es um der Verlängerung der Saison willen.

Bei den großen Einkaufzentren wie dem Mallorca Fashion Outlet in Marratxí merkt man jedoch durchaus, dass aus dem Shopping-Tourismus wohl noch mehr herauszuholen ist. Wohl deswegen wurde schon vor Corona eine Umfrage gemacht, die sich mit dem Thema beschäftigt.

Auch den linken Regierenden auf Mallorca scheint der touristische Wert des Shoppens nicht richtig bewusst zu sein. Oder ist der Einkaufsspaß aus ideologischen Gründen gar nicht erwünscht? Wie anders ist zu verstehen, dass man ein geplantes großes Shoppingcenter im Bereich Ses Fontanelles des Viertels Can Pastilla an der Playa de Palma offenbar nicht will? Es ist Aufgabe demokratischer Regierender, Trends wie den Shopping-Tourismus aufzugreifen und zum Vorteil der eigenen Wirtschaft zu nutzen. In dieser Hinsicht gibt es auf den Inseln Nachholbedarf.

Autor: Ingo Thor