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Während man in Deutschland über einen möglicherweise kalten Winter diskutiert, wird in Spanien gehandelt: In Madrid kündigte Ministerpräsident Pedro Sánchez ein detailliertes Regelwerk zur Einsparung von Energie an. Die Innenräume von öffentlichen Gebäuden dürfen künftig in der warmen Jahreszeit nicht auf weniger als 27 Grad heruntergekühlt werden, im Winter sind mehr als 19 Grad untersagt. Auch ein ulkig anmutendes Detail ließ der sozialistische Politiker nicht unerwähnt: Auf Krawatten zu verzichten, wäre ganz im Sinne des neuen Kurses, äußerte Sánchez nach einem Gespräch mit König Felipe. Es geht Madrid darum, dem russischen Despoten Wladimir Putin, der im Februar einen Krieg gegen die Ukraine angezettelt hatte, keine Angriffsfläche zu bieten. Der osteuropäische Potentat setzt den Rohstoff Gas gezielt ein, um Staaten in Europa ungeniert unter Druck zu setzen.

Und so geht vor allem im besonders von Russland abhängigen Deutschland schon seit Wochen eine nachvollziehbare Angst um, in der kalten Jahreszeit wohl bei gedrosselten Heizungen frieren und dazu noch gehörig mehr Geld abdrücken zu müssen. Das ist verständlich, wurden doch schon deutliche Preiserhöhungen angekündigt.

Spanien ist zum Glück nicht so sehr von Russland abhängig, beschließt aber dennoch und schon jetzt Energiesparmaßnahmen, und das als Solidarität mit der EU und insbesondere mit der Bundesrepublik. Diese hatte sich in der Vergangenheit in eine – wie immer klarer wird – verhängnisvolle Abhängigkeit von dem aggressiven Riesenreich im Osten begeben und sollte dankbar sein. Unterdessen bleibt man auf Mallorca ungeachtet der ernsten Lage bei verhaltener Kritik (S. 7) ruhig. Wenn man denn beizeiten jammern sollte, tut man das, wenn der Anlass dafür da ist – wenn überhaupt. Jetzt ist jetzt, und jetzt wird das Leben in vollen Zügen genossen. Das Leiden als bereits vorsorglich durchlebte Angelegenheit und die damit einhergehende Angst ist eher eine mitteleuropäische Erfindung.