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Im ersten Teil dieser Konzerteinführung ging es um die späte g-moll-Sinfonie KV550. Lassen Sie uns heute ein wenig in das zweite Werk des Abends, die „Große Messe in c-moll“ eindringen. – Hören Sie sich zunächst einmal diesen kurzen Ausschnitt an. Wenn Sie den Film Amadeus von Milos Forman kennen, fällt Ihnen möglicherweise die Szene ein, in der Mozart Konstanze Weber heiratet, die mit dieser Musik unterlegt ist.

Streng historisch gesehen ist das natürlich Unfug, wie so vieles in diesem Film. Aber Forman erhob ja nicht den Anspruch auf biografische Genauigkeit, er drehte einen Spielfilm, und für den gelten andere Regeln. – Der Ausschnitt stammt aus dem Kyrie, dem ersten Satz der c-moll-Messe. Auch wenn es keinerlei Belege dafür gibt, dass Mozart am 4.August 1782 zu ihren Klängen geheiratet hat, der Bezug zu Konstanze ist gegeben: wahrscheinlich ist die Messe eine sogenannte Votivgabe, also ein symbolisches Opfer an eine höhere Macht, dafür, dass sie die Heirat mit seiner geliebten Konstanze gegen den Willen des Vaters ermöglicht hatte. Außerdem sollte Konstanze bei einer Aufführung am 26.Oktober 1783 sie Sopranpartie singen. (Einen dokumentierten Nachweis für diese Aufführung gibt es allerdings nicht.)

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Um einen ersten Eindruck von dem Werk zu bekommen, hören Sie sich einmal das Kyrie in voller Länge an.

Auf das Kyrie folgen das Gloria, das Credo und das Sanctus. Das in einer Messe als letzter Satz übliche Agnus Dei hat Mozart nicht mehr komponiert. Trotz ihrer Unvollständigkeit ist die c-moll-Messe aber die ambitionierteste und bedeutendste von seinen insgesamt 18 Messen. Sie gehört der Gattung Missa solemnis (feierliche Messe, im Gegensatz zur kürzeren Missa brevis) an. In dieser Gattung schrieb Mozart bereits 1768, als 12-Jähriger, ein erstes Werk, die sogenannte Waisenhausmesse. Auch sie enthält Elemente der italienischen Oper und ist aufwändig instrumentiert. Das Gloria daraus zeigt, mit welcher Meisterschaft Mozart bereits in jungen Jahren zu Werke ging. 14 Jahre später, 1782, klingt das dann so. – Das ist natürlich nicht das ganze Gloria. Der Satz besteht, wie auch die übrigen, aus mehreren Teilen, in denen sich Solisten und Chor abwechseln. In KV427 geht es mit dem Laudamus te weiter, einer Arie für Sopran. Sollten Sie diese Arie schon einmal in italienischer Sprache gehört haben (statt des in der Messe üblichen Latein), so liegt das daran, dass Mozart weite Teile der c-moll-Messe drei Jahre später, 1785, in seinem Oratorium Davide penitente wiederverwendet hat. (Das ist eigentlich untypisch für Mozart. Im Gegensatz zum Barock, wo ein derartiges Recycling an der Tagesordnung war. Selbst das berühmte Weihnachtsoratorium von Bach ist keine Originalkomposition, sondern die parodierte Wiederverwendung einer früher komponierten Huldigungskantate! ) Hören Sie sich die Davide-penitente-Version, jetzt mit dem Text „Lungi le cure ingrate“ zum Vergleich ruhig einmal an.

Weil wir gerade Bach angesprochen haben: dessen Musik hatte Mozart durch den Baron Gottfried van Swieten kennengelernt und setzt sich in der c-moll-Messe mit Bachs polyphonem Stil auseinander, wie die Fugen am Ende des Gloria und des Sanctus zeigen. Aber nicht nur deshalb ist KV427 ein Monumentalwerk, das den Rahmen seiner bisherigen Messekompositionen sprengte. – Hier noch einmal der Link zum Kartenvorverkauf. Das Konzert wird am 3.Februar im Auditorium von Manacor wiederholt. Karten dafür gibt’s hier.