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Das Interview mit Marga Prohens ist für MM der Auftakt zum spanischen Superwahljahr 2023. Denn: Neben den Kommunal- und Regionalwahlen im Mai wird im Herbst auch ein neues spanisches Parlament – und damit eine neue Regierung – gewählt. Nach der „roten Welle” vor vier Jahren, bei der die sozialistische PSOE landesweit auf allen Ebenen teilweise erdrutschartige Siege eingefahren hatte, könnte sich die politische Landschaft in diesem Jahr verändern – und vermehrt wieder blau (Farbe der PP) einfärben. Auf nationaler Ebene hat jüngsten Umfragen zufolge Oppositionschef Alberto Núñez Feijóo Chancen, Ministerpräsident Pedro Sánchez (seit 2018 im Amt) abzulösen.

Und auch auf den Balearen prognostizieren die Demoskopen ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Regierungschefin Francina Armengol (seit 2015 im Amt) und Herausforderin Prohens. Spannend: Es ist der dritte Wahlzyklus (nach 2015 und 2019), bei dem keine der großen Volksparteien eine eigene Mehrheit holen dürfte. Die politische Landschaft in Spanien, einem Land, in dem es jahrzehntelang nur „rechts” oder „links” gab und wo eine Koalition in etwa so vorstellbar war wie in Deutschland eine absolute Mehrheit – ist zersplittert. Sprich: Egal wer gewinnt, es müssen Bündnisse geschmiedet werden. Und das im Lichte einer zunehmenden „Radikalisierung” der Ränder – vom linkspopulistischen Bündnis Podemos auf der einen Seite bis zur ultrarechten Vox-Partei auf der anderen (zur Freude beider haben sich die liberalen Ciudadanos selbst zerstört).

Die Wahl zwischen PSOE und PP ist also in diesem Jahr auch die Wahl zwischen den jeweiligen „natürlichen” Regierungspartnern – zwischen Feminismus und Abtreibungsverbot, zwischen Gender- und „Ausländer-raus!”-Ideologie, zwischen Spanienflagge und katalanischer Senyera. Regierungschef Sánchez hat einmal gesagt, er schlafe immer gut ein, selbst mit Podemos-Ministern in seiner Regierung. Für die Spanierinnen und Spanier sind die Wahlen in diesem Jahr auch die Entscheidung darüber, mit wem an der Macht sie besser schlafen können. Mit radikalen Linken oder radikalen Rechten.