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Was die derzeitigen Diskussionen rund um die Themen Massifizierung, Überfüllung und Wohnungsnot auf Mallorca von ähnlichen Diskussionen vor der Pandemie unterscheidet? Ganz einfach: Das Problem ist mittlerweile in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Es betrifft nicht mehr „nur” die Saisonkraft aus Andalusien, die Mallorca heute meidet, weil sie hier kein bezahlbares Zimmer mehr findet. Oder den schlecht ausgebildeten „Mileurista”, der bis 35 bei Mama wohnen muss, weil sein 1000-Euro-Gehalt nicht mal zum Essen reicht.

Wenn 2500 Euro Miete für eine einfache Stadtwohnung normal werden, dann betreffen diese Themen auch jeden Normalverdiener, der auf dieser Insel lebt. Wenn selbst Führungskräfte in Unternehmen, Ärzte oder Anwälte sich keinen Wohnraum mehr in einem einigermaßen ordentlichen Barrio mehr leisten können, dann ist etwas in Schieflage geraten. Der Satz „Wenn ich aus meiner Wohnung raus muss, bin ich weg von der Insel” ist leider zur Normalität geworden, selbst bei Menschen, die laut Statistik als „Besserverdiener” gelten.

Hinzu kommen die Probleme des Alltags: überfüllte Busse, Dauerstau, der Mangel an Parkplätzen (in der Stadt und am Strand) sowie an Taxis im Sommer, überteuerte Restaurants, in denen bei jeder Reservierung eine Kreditkarte hinterlegt werden muss, und vieles, vieles mehr ... Kurzum: Die Tatsache, dass die hohe Lebensqualität auf der Insel immer mehr Menschen angezogen hat und immer noch anzieht, lässt die Lebensqualität der Einheimischen langsam schwinden. Das ist zwar weder die Schuld des Tourismus an sich noch der Menschen, die Mallorca besuchen oder sich dazu entscheiden, hier zu leben. Es ist schlicht der Tatsache geschuldet, dass die Infrastruktur Mallorcas ihre Grenzen erreicht beziehungsweise überschritten hat. Die Antwort auf die von uns in der vergangenen Woche aufgeworfene Frage, wie es denn nun auf der Insel weitergehen soll, kann also nur lauten: So jedenfalls nicht!

Die Politik tut gut daran, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Es bleibt abzuwarten, wie Lösungen, sofern es denn überhaupt welche gibt, aussehen könnten. Ansonsten droht Mallorca tatsächlich eine Art Exodus – und damit der Verlust dessen, was diese Insel ausmacht. Sie wäre dann nur noch eine wunderschöne Kulisse.