Franz Beckenbauer im Innenhof des Dorint-Hotels in Camp de Mar. Die Entscheidung für den Aufenthalt in der Fünf-Sterne-Herberge fiel, weil die Fußball-Legende das Haus bereits von früheren Aufenthalten kannte. | Foto: nimü

TW
1

"Ich habe zwei kleine Kinder. Die brauchen mich notwendiger als der Fußball", stellt der Kaiser im Gespräch mit MM unmissverständlich klar. "Ich habe vieles reduziert. Aber das war auch meine Absicht."

Franz Beckenbauer verbrachte ein paar Urlaubstage in Camp de Mar, logierte im Dorint-Hotel. "Zu Hause in Salzburg hatten wir ein richtiges Sauwetter", meint die "Lichtgestalt" des deutschen Fußballs kopfschüttelnd. Im Mittelpunkt während des kurzen Ferientrips standen Joel (zwölf) und Francesca (neun). Zusammen mit den Kindern waren Beckenbauer und seine Frau Heidi zum Beispiel im Palma Aquarium, auch Kartfahren war eingeplant.

Der Kapitän der deutschen Weltmeisterelf von 1974 macht das, was er vor zwei Jahren gesagt hat. Damals kündigte er an, keine weitere Amtszeit im Exekutivkomitee des Fußball-Weltverbandes Fifa anzustreben. Zukünftig solle die Familie im Mittelpunkt stehen, so Beckenbauer seinerzeit.

"Ich war drei Monate im Jahr für Fifa, Uefa, DFB und die Bayern unterwegs", erinnert sich der 67-Jährige. "Das mache ich nicht mehr. Ich gehe auf die 70 zu." Besonders extrem sei die Belastung um das Jahr 2006 herum gewesen. Damals war Beckenbauer maßgeblichen daran beteiligt, dass die Fußball-WM in Deutschland stattfand und zum Erfolg wurde. "Ich hatte 330 Reisetage im Jahr. Das kannst du nur eine Zeit lang machen. Auf Dauer geht das nicht."

Ganz aus dem Business verschwunden ist Beckenbauer aber nicht. Er arbeitet zum Beispiel weiterhin als Experte für den Pay-TV-Sender Sky. Viel Zeit investiert die Fußball-Legende auch in die Franz-Beckenbauer-Stiftung, die in Not geratenen Menschen hilft. Im kommenden Jahr soll ein Charity-Golfturnier zugunsten der Stiftung auf Mallorca stattfinden, das der Versicherungsunternehmer Axel Lange organisieren will. "Ja, das stimmt", meint Beckenbauer. "Das Turnier wird es geben, der genaue Termin steht aber noch nicht fest."

Franz Beckenbauer ist ein begehrter Ansprechpartner, wenn es um Fragen geht, die Fußball in Verbindung mit der Gesellschaft betreffen. Zu den dringlichsten Problemen gehört seiner Meinung nach im Moment die Fan-Gewalt. "Das kann der Fußball aber nicht alleine lösen. Das ist ein Problem der Gesellschaft. Die Art von Brutalität ist anders geworden. Als ich ein Jugendlicher war, ist auch gerauft worden. Aber so etwas wie das vor Kurzem in Berlin, das kannte man nicht. Dass man noch zutritt, wenn einer am Boden liegt - nein, das hat es damals nicht gegeben."

Ähnliche Nachrichten

Allgemein lasse sich das Gewaltproblem nur von der Polizei und vom Rechtsstaat lösen. Auf den Fußball bezogen sei daher "eine Zusammenarbeit von Vereinen, Verbänden, Politik und Polizei sehr wichtig". "Man muss etwas tun. Sonst traut sich ja keiner mehr ins Stadion."

Für den Fußball in der Gesellschaft sieht der Teamchef der deutschen Weltmeistermannschaft von 1990 noch eine andere dringliche Aufgabe: "Man sollte auch etwas an der Glaubwürdigkeit arbeiten. Das heißt, weg von diesen irrsinnigen Gehältern. Die Fifa hat Financial Fairplay ins Leben gerufen. Das ist ganz wichtig. Damit verbunden ist, dass man nicht mehr Geld ausgibt, als man einnimmt. Das kann sich nur die Politik erlauben. Die Politik hat noch nie mit Kapital umgehen können."

Die hohen Summen, die im Fußball bewegt werden, seien laut Beckenbauer nicht zeitgemäß. "Die Länder sind gezwungen, zu sparen. Überall wird der Rotstift angesetzt. Sparen, sparen, sparen. Und der Fußball gibt das Geld aus. Das passt nicht zusammen und ist deswegen nicht ganz ungefährlich."

In der Sportpolitik kennt sich der Kaiser aus. In die "richtige" Politik hat es ihn nie gezogen. "So viel Unterschied ist da nicht, aber ich glaube, dass in der Sportpolitik offener miteinander umgegangen wird. Man versucht eher, die Probleme gemeinsam zu lösen. In der Politik bist du gezwungen, dein Parteilied zu singen. Wenn von der gegnerischen Seite ein Argument kommt, ist man schon aufgrund der parteipolitischen Situation dagegen. Das liegt mir nicht. Nein, es war nie mein Bestreben, in die Politik zu gehen. Und das war auch gut so."

Einer gesellschaftlichen Entwicklung der vergangenen Jahre verschließt sich der Kaiser konsequent: Er nutzt das Internet nicht. "Für mich ist das vergeudete Zeit. Ich brauche diesen Informationswahn nicht." Beckenbauer surft nicht, ruft keine E-Mails ab. Dafür hat er sein Büro.

Wenig Sympathie kann Beckenbauer für soziale Netzwerke empfinden: "Dieses Mitteilungsbedürfnis ... Jeder, der gerade von der Toilette kommt, teilt mit, dass er einen wunderbaren Stuhlgang gehabt hat. Diesen Irrsinn mache ich nicht mit. Ich brauch' das nicht."